Schon seit vielen Jahren gehört der 1966 geborene Bernhard Hennen zu den prominentesten deutschen Fantasy-Autoren. Über seinen Vater berichtete Hennen, dass dieser Alt-Germanistik studiert habe. Durch diesen sei er bereits sehr früh u. a. mit den griechischen Sagen von Gustav Schwab und den Nibelungen in Berührung gekommen. Für Fantasy habe Hennens Vater lange keinen Bezug gehabt.
Im Alter von etwa 14 bis 16 Jahren sei Hennen selbst durch einen Sportlehrer, der ihm mit der grünen, dreibändigen Ausgabe des „Herrn der Ringe“ vertraut gemacht habe, wohl erstmals mit Fantasy-Literatur in Berührung gekommen.
Später habe Hennen erfolgreich ein Studium der Germanistik, Geschichte und Vorderasiatischen Altertumskunde abgeschlossen[1], [2]. Er habe auch selbst an Grabungen teilgenommen und bis heute Kontakt in die Grabungsszene. Nach dem Studium habe Hennen vorübergehend als Rundfunkjournalist beim „Westdeutschen Rundfunk“ (WDR) gearbeitet[3], [4]. Insgesamt drei Jahren sei Hennen zudem als Schaukämpfer auf Mittelaltermärkten aufgetreten.
Glücklicher Nerd
Als im Jahre 1984 das Fantasy-Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ (DSA) begann, den deutschen Markt zu erobern und er erstmals damit in Berührung kam, sprang der Funke sofort auf ihn über. Seit damals bezeichnet er sich als „DSA-Nerd“. Nachdem er zunächst nur Spieler war, wurde er schon bald Redakteur für die „ZauberZeit“ und die „Nautilus“, zwei der in den 1980er und 1990er Jahren bekanntesten Fantasy-Zeitschriften. Durch die Mitarbeit an diesen Magazinen sei er schließlich auch in Kontakt mit Ulrich Kiesow, einem der Erfinder von DSA gekommen.
Von Kiesow habe Hennen dann oftmals Abenteuer noch vor deren Veröffentlichung in deren Rohfassung erhalten. Auf der Basis dieses Materials habe er vielfach bereits seine Rezensionen schreiben können, anstatt erst das Erscheinen abwarten zu müssen,
„was natürlich für einen Nerd das Paradies ist. Man hat den Scheiß, bevor er erscheint. Ich habe es geliebt. Ich war lächerlich schlecht bezahlt, aber dennoch im Paradies.“
Fulminanter Einstieg als Abenteuerautor
Über diesen Weg sei Hennen dann dazu gekommen, eigenen Abenteuer für das Spiel zu verfassen. Damals verfasste er die aus vier Bänden und insgesamt 12 Einzelabenteuer bestehende Phileasson-Saga. Zuvor habe es sich Hennen zufolge um eine Sammlung von Abenteuern gehandelt, die er für seine eigene Gruppe verfasst und mit dieser bespielt hatte
- 1990: „Folge dem Drachenhals“ (Neuauflagen 1999 und 2009)
- 1990: „Auf der Spur des Wolfes“ (Neuauflagen 1999 und 2009)
- 1991: „Wie der Wind der Wüste“ (Neuauflagen 1999 und 2009)
- 1991: „Insel im Nebel“ (Neuauflagen 1999 und 2009)
Die Abenteuer sind bis heute prägend für die Welt Aventurien. Insbesondere gilt dies für den Hintergrund der aventurischen Elfenvölker. Aus rechtlichen Gründen wurde ein Teil der Nebencharaktere bereits seit der zweiten Auflage durch andere Charaktere ersetzt.
Zwölfbändiges Mammutwerk
Die Phileasson-Saga war so erfolgreich, dass in den Jahren 2016 bis 2023 zusammen mit Robert Corvus eine zwölfbändige Abenteuerzyklus in Romanform erschien. Zu diesen Romanen wurden auch Lesungen veranstaltet. Dazu äußerte sich Hennen, wonach diese dafür „berühmt-berüchtigt“ gewesen seien, dass Corvus am Ende stets gesungen habe und das Publikum zum Mitsingen eingeladen habe. Dazu habe Corvus die von ihm ersonnenen Liedtexte ausgedruckt und an das jeweilige Publikum verteilt. Da dazu bekannte Melodien wie z. B. „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“, „Yesterday“ oder „Freude schöner Götterfunken“ Verwendung fanden, habe Corvus das gemeinsame Publikum zum eifrigen Mitsingen gebracht. „Er war vollkommen schamlos“, sagte Hennen in einem Vorgespräch.
Der bei Heyne erschienene Romanzyklus besteht aus folgenden Veröffentlichungen:
- 2016: „Nordwärts“
- 2016: „Himmelsturm“
- 2016: „Die Wölfin“
- 2017: „Die Silberflamme“
- 2017: „Schlangengrab“
- 2018: „Totenmeer“
- 2019: „Rosentempel“
- 2019: „Elfenkrieg“
- 2019: „Echsengötter“
- 2022: „Nebelinseln“
- 2022: „Elfenkönig“
- 2023: „König der Meere“
Mittlerweile sind die Romane auch in einer limitierten Prachtausgabe im Leineneinband und AR-Format erschienen. Obwohl jedes der Werke Hennen zufolge vom Verlag für je 400 Seiten bezahlt wurde, gibt es einzelne Bände mit über 800 Romanseiten.
Kombinierter Abenteuer- und Romanzyklus
Nach den Abenteuern um die Wettfahrt von Asleif „Foggwulf“ Phileasson und Beorn „dem Blinder“ rund um die Welt Aventurien verfasste er dann die Romanreihe sowie die begleitenden Abenteuer um das „Jahr des Greifen“. Diese habe er zusammen mit Wolfgang Hohlbein sowohl geschrieben als auch konzeptioniert. Noch heute ist Hennen dafür dankbar, dass Hohlbein ihn damals dem Lübbe-Verlag vorgestellt habe und als Jungautor den Weg zum Erfolg geebnet hatte. Für die Verfassung der Romane habe er damals jeweils ein Honorar von 5.000 DM (ca. 2.500 Euro) bekommen. Hohlbein selbst habe damals für sich niemals irgendwelche Tantiemen für sich beansprucht.
Die Greifenfurt-Romane umfassen:
- 1993: „Der Sturm“
- 1994: „Die Amazone“
- 1994: „Die Entdeckung“
Die dazugehörigen Begleitabenteuer waren:
- 1993: Das Jahr es Greifen I (Neuauflage 2013)
- 1994: Das Jahr des Greifen II (Neuauflage 2013)
Es sei angemerkt, dass auf dem Klappentext der Romane die irreführende Aussage getroffen wurde, dass die Stadt Greifenfurt „die größte Stadt von Aventurien“ sei. Tatsächlich weist die Spielwelt zahlreiche Orte mit deutlich mehr Einwohnern auf.
Nach den bereits benannten Abenteuerzyklen verfasste Hennen weitere Abenteuer und Romane für „Das Schwarze Auge“: 1996 veröffentlichte er den „Rabensturm“, bestehend aus den Bänden „Der Tanz der Rose“, „Die Ränke des Raben“ sowie „Das Reich der Rache“. Diese Romane wurden in den Sammelbänden „Rabensturm“ (2007) und „Rabengott“ (2009) neu aufgelegt. Es folgten 2007 bzw. 2000 die Romane „Das Gesicht am Fenster“ und „Die Nacht der Schlange“.
Fleißiger Autor
Neben seinen Publikationen für die Welt des Fantasy-Rollenspiels „Das Schwarze Auge“ umfasst das literarische Werk von Hennen als Bestsellerautor unter anderem die bei Heyne erschienene „Elfen“-Saga (2004 bis 2009), „Elfenritter“-Trilogie (2007 bis 2008), die „Drachenelfen-Saga“ (2011 bis 2015), „Die Chroniken von Azuhr“ (2017 bis 2019), die „Schattenelfen“-Saga (2021 bis 2024) oder die bei Piper zusammen mit Thomas Finn und Karl-Heinz Witzko veröffentlichte „Gezeitenwelt“-Romane. Von letzteren trug der erst den Titel „Der Wahrträumer“ und wurde von Hennen verfasst. Weitere Romane von Hennen sind u. a. „Der Tempelmord“ (1996), „Der Flötenspieler“ (1996), „Die Nibelungen“ (1997 un zwei Bänden), „Die Husarin“ (1998) oder „Alica und die Dunkle Königin“ (2005).
Als erfolgreicher Autor sei es Hennen zufolge sinnvoll, über Dinge zu schreiben, die man kenne oder über die man sich zuvor vertraut gemacht habe:
„Wenn ihr ein echtes Schwert schon mal in der Hand hattest, wenn ihr mal Schwert gekämpft habt, dann werdet ihr ganz anders darüber schreiben, als wenn ihr, so wie ich ganz am Anfang meiner Karriere, ein paar Hollywoodfilme kennt und dann Schwertkampfszenen schreibt. Ich habe damals eine sehr böse Kritik von Ulli Kiesow zu einer Schwertkampfszene bekommen. Der meinte nach der Lektüre eines Buches von mir: was sind denn die Referenzen für Deine Schwertkampfszenen? Hollywoodfilme der 50er Jahre? Das hat mich schon ein bisschen getroffen, aber noch schlimmer war: das war verdammt nahe an der Wahrheit dran.“
Schwerer Zugang zum anglo-amerikanischen Markt
Die Bücher von Hennen seien in mittlerweile zehn verschiedenen Sprachen erschienen, darunter auch zwei Bücher auf Englisch, „was für deutsche Autoren schon eine hohe Schwelle ist“. Aktuell habe er einiges an Geld in die Hand genommen, um einige seiner Bücher auf eigenes Risiko übersetzen zu lassen und damit auf den für anglo-amerikanischen Markt zu bringen. Insgesamt würde es nur etwa 6 % fremdsprachiger Autoren gelingen, ihre Bücher in englischer Übersetzung auf dem anglo-amerikanischen Markt zu platzieren.
Vereinsgründung zur Genrestärkung
Anfang 2016 wurde auf buchreport.de über die Gründung des Phantastik-Autoren-Netzwerks (PAN) berichtet, zu dessen dreizehn Gründungsmitgliedern neben Diana Mensching und Dr. Frank Weinreich unter anderem die DSA-Autoren Bernhard Hennen und Lena Falkenhagen gehörten. Zusammen wolle man das Phantastik-Genre stärken[5]. Das Netzwerk wurde am 30.12.2015 als gemeinnützig anerkannter Verein eingetragen[6], nachdem es am Falkenhagen zufolge am 15.11.2015 „in einem Hinterzimmer der Gaststätte Herbrands in Köln“ gegründet worden war. Ein Jahr später berichtete die Autorin über den 100. Mitgliedsantrag[7].
Am 01.09.2024 konnte Critical News auf der RatCon in der Stadthalle Langen ein Interview mit Hennen führen.
[1] Siehe auch „Bernhard Hennen“ auf „penguin.de“. Aufzurufen unter https://www.penguin.de/autoren/bernhard-hennen/107375, zuletzt aufgerufen am 08.09.2024.
[2] Siehe auch „Romane von Bernhard Hennen in der richtigen Reihenfolge“ auf „buecherserien.de“ Aufzurufen unter https://www.buecherserien.de/bernhard-hennen/, zuletzt aufgerufen am 08.09.2024.
[3] „Bernhard Hennen“ auf „histo-couch.de“. Aufzurufen unter https://www.histo-couch.de/autoren/1831-bernhard-hennen/, zuletzt aufgerufen am 08.09.2024.
[4] „Hennens Fantasy-Welt: eine Erkundung“ auf „rp-online.de“ vom 17.05.2024 um 16:17 Uhr. Aufzurufen unter https://rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/die-fantasy-welt-des-krefelder-bestseller-autors-bernhard-hennen_aid-38858841, zuletzt aufgerufen am 08.09.2024.
[5] „Deutsche Schriftsteller gründen Phantastik-Autoren-Netzwerk. Genre-Interessen vereinigen“ auf „buchreport.de“ vom 12.01.2016. Aufzurufen unter https://www.buchreport.de/news/genre-interessen-vereinigen/, zuletzt aufgerufen am 08.09.2024.
[6] „Impressum“ auf „wir-erschaffen-welten.net“. Aufzurufen unter https://wir-erschaffen-welten.net/impressum/, zuletzt aufgerufen am 08.09.2024.
[7] Falkenhagen, Lena „Ein Jahr PAN e.V. – einhundert Mitglieder im Phantastik-Autoren-Netzwerk!“ auf „Falkenhagen.de“ vom 15.11.2016. Aufzurufen unter https://www.falkenhagen.de/2016/11/15/pan100plus1/, zuletzt aufgerufen am 08.09.2024.