Gastautor: Andy Poppenberg
Erstveröffentlichung: 03.05.2021 auf YouTube
Danke für die freundliche Erlaubnis von Andy Poppenberg, diesen Beitrag auch bei uns veröffentlichen zu dürfen, mit dem wir unseren Lesern einen alternativen Blick auf ein Thema ermöglichen wollen. Auf Grundlage dieses Artikels entstand auch sein Video, aufzufinden unter https://www.youtube.com/watch?v=oMgLqB2tClM.
Wir stellen uns zwei Orte in Deutschland vor, die beide dieselbe Einwohnerzahl von 21.000 und denselben Anteil von 1.800 tatsächlich Infizierten haben. Das ist für beide Orte ein Anteil von 8,57 % Infizierte an der Gesamtbevölkerung. In der ersten Woche werden in beiden Orten 720 Menschen getestet, von denen 50 positiv sind. Die positiv Getesteten haben damit einen Anteil von 6,94 % an den Gesamttests.
In der zweiten Woche werden die Tests in beiden Orten auf 1.440 Menschen verdoppelt, von denen 100 positiv sind. Im ersten Ort wird der Anteil der positiven an der Gesamtzahl der durchgeführten Tests berechnet, der weiterhin bei 6,94 % liegt, denn die verdoppelte Anzahl positiver Ergebnisse wird ins Verhältnis gesetzt zur ebenfalls verdoppelten Anzahl der durchgeführten Tests.
Im anderen Ort errechnen die Gesundheitsbehörden den Inzidenzwert für die 21.000 Einwohner, der in der ersten Woche bei 238 und in der zweiten bei 476 liegt. Obwohl sich der Anteil der positiv Getesteten von 6,94 % der Tests nicht verändert hat, hat sich der Inzidenzwert durch Verdopplung der Tests verdoppelt und wird den Einwohnern des Orts als dynamisches Infektionsgeschehen mit exponentieller Ausbreitung des Virus verkauft.
Die Regierung tut so, als würde sie einem Automatismus des IfSchG folgend Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus durchsetzen müssen, wenn durch ungezieltes Testen bestimmte Werte erreicht werden, kann aber diese Werte selber willkürlich hochspielen, indem einfach die Anzahl der Tests ausgeweitet werden.
Derjenige, der Sanktionen unter der Voraussetzung verhängt, dass bestimmte Bedingungen eintreten, hat selber den Eintritt dieser Bedingungen in der Hand, während die Sanktionierten darauf fast gar keinen Einfluss haben.
Und zufällig erleben wir gerade eine enorme Ausweitung der Tests, indem zu den ohnehin durchgeführten PCR-Tests nun Schnelltests aus Bereichen hinzukommen, in denen bisher überhaupt nicht getestet wurde. Die Schnelltests vermehren insofern die Anzahl der positiven Ergebnisse, wie durch sie auch bei relativ gleichbleibender Gesamtzahl der durchgeführten PCR-Tests deren Vortestwahrscheinlichkeit vergrößert wird. Das ist gezieltes Testen und somit eine andere Messmethode, deren Ergebnisse nicht ohne weiteres, mit denen des ungezielten Testens vermengt werden dürfen. Solange die Anzahl der durchgeführten Tests aber keine Rolle bei der Berechnung der Inzidenzwerte spielt, sind diese Werte nicht geeignet, eine Dynamik und Ausbreitung des Virus zu dokumentieren. Sie zeigen keine echte Inzidenz, keine neuen Infektionen an, sondern einen statischen Zustand.
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wider, und ermöglichen unseren Lesern unterschiedliche Blickwinkel, um sich eine Meinung bilden bzw. Wissen erlangen zu können.