Zum Ein­fluss der Schnell­tests auf den Inzi­denz­wert oder wie man mit Zah­len mani­pu­lie­ren kann

Gast­au­tor: Andy Pop­pen­berg
Erst­ver­öf­fent­li­chung: 05.05.2021 auf You­Tube

Dan­ke für die freund­li­che Erlaub­nis von Andy Pop­pen­berg, die­sen Bei­trag auch bei uns ver­öf­fent­li­chen zu dür­fen, mit dem wir unse­ren Lesern einen alter­na­ti­ven Blick auf ein The­ma ermög­li­chen wol­len. Auf Grund­la­ge die­ses Arti­kels ent­stand auch sein Video, auf­zu­fin­den unter https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​b​I​X​l​0​T​d​T​q​M​E​&​t​=1s.


Um zu zei­gen, wel­chen Ein­fluss die Schnell­tests auf den Inzi­denz­wert haben, wer­den zwei Rechen­bei­spie­le mit­ein­an­der ver­gli­chen. Dabei wer­den die rea­len Zah­len­ver­hält­nis­se aus Lud­wigs­burg[1] mit einer Vor­test­wahr­schein­lich­keit von 0,24 %, einer Sen­si­ti­vi­tät von 98 % und einer Spe­zi­fi­tät von 98,5 % ver­wen­det. Da es hier nicht um die Feh­ler­quo­te geht, wird nicht zwi­schen echt- und falsch-posi­ti­ven Test­ergeb­nis­sen sowohl der Schnell- als auch der PCR-Tests unter­schie­den, denn die Schnell­test­ergeb­nis­se wer­den ja mit der PCR über­prüft und von die­ser gehen alle posi­ti­ven Ergeb­nis­se die Sta­tis­tik ein. Bei­de Tests lie­fern um die 1 bis 2 % falsch-posi­ti­ve Ergeb­nis­se, sie­he auch https://​cri​ti​cal​-news​.de/​s​i​e​b​e​n​t​a​g​e​-​i​n​z​i​d​e​n​z​-​u​n​d​-​s​c​h​n​e​l​l​t​e​s​t​s​-​z​u​m​-​e​i​n​f​l​u​s​s​-​d​e​r​-​f​e​h​l​e​r​q​u​o​t​e​-​d​e​r​-​c​o​r​o​n​a​-​t​e​s​t​s​-​a​u​f​-​d​e​n​-​i​n​z​i​d​e​n​z​w​e​rt/.

Im Bei­spiel 1 wer­den in einer Woche 1,2 Mio. PCR-Tests unge­zielt und ohne Anlass gemacht, von denen 20.822 posi­tiv sind.

Beim Bei­spiel 2 kom­men Schnell­tests an Schu­len hin­zu, bei denen die Feh­ler­quo­te eben­falls nicht inter­es­siert, weil die posi­ti­ven Ergeb­nis­se nicht in die Mel­de­sta­tis­tik auf­ge­nom­men, son­dern noch mit der PCR geprüft wer­den. Hier inter­es­sie­ren nur die PCR bestä­tig­ten Fäl­le, die in die Sta­tis­tik des RKI kom­men, unab­hän­gig davon, dass auch in die­sen eine Feh­ler­quo­te von ca. 1 % ent­hal­ten ist. Auch in die­sem Bei­spiel wer­den in einer Woche 1,2 Mio. PCR-Tests gemacht, von denen jetzt jedoch ein Teil aus den posi­ti­ven Ergeb­nis­sen der Schnell­tests besteht. Es gibt in Deutsch­land 11 Mio. Schü­ler[2], die wöchent­lich getes­tet wer­den (Abb. 2). Von 11 Mio. Schnell­tests pro Woche sind 86.240 posi­tiv und müs­sen mit der PCR über­prüft werden.

Es wer­den also bei den 1,2 Mio. PCR Tests genau 86.240 bis­her nicht getes­te­te und zufäl­lig aus­ge­wähl­te Men­schen gegen die­se zu über­prü­fen­den 86.240 posi­ti­ven Schnell­test­ergeb­nis­se aus­ge­tauscht. Von den 1,2 Mio. Men­schen wer­den 1.113.760 Per­so­nen wie gewohnt unge­zielt und mit der Vor­test­wahr­schein­lich­keit von 0,24 % getes­tet. Für die 86.240 Men­schen, die zuvor schnell­test­po­si­tiv waren und des­halb eine geziel­te Aus­wahl sind, muss eine Vor­test­wahr­schein­lich­keit von 30 % wie in Lud­wigs­burg ange­setzt wer­den. Von den unge­zielt getes­te­ten 1.113.760 Men­schen sind 19.326 posi­tiv, bei den über­prüf­ten 86.240 Schnell­tests sind es 26.648. Ins­ge­samt erhält man also 45.947 posi­ti­ve Ergeb­nis­se für nach wie vor 1,2 Mio. Tests.

Wäh­rend das aus­schließ­lich unge­ziel­te Tes­ten von 1,2 Mio. Men­schen knapp 21.000 posi­ti­ve Ergeb­nis­se brach­te, erhöht ein Anteil von nur 86.240 über­prüf­ten Schnell­tests das Ergeb­nis auf fast 46.000. Allein das wöchent­lich ein­ma­li­ge Tes­ten von allen Schü­lern Deutsch­lands ver­dop­pelt die Anzahl der posi­ti­ven Ergeb­nis­se. Vor­ge­schrie­ben sind aber zwei Tests pro Woche, was den Effekt natür­lich wei­ter ver­stärkt. Je grö­ßer der Anteil der Vor­auswahl durch die Schnell­tests ist, d. h. je mehr Schnell­tests gemacht wer­den, des­to stär­ker wird nicht nur der Inzi­denz­wert, son­dern auch der Anteil posi­ti­ver Ergeb­nis­se an den Gesamt­tests erhöht, wie ab KW 11 zu sehen ist. Schnell- und Selbst­tests sind ab der 10. Kalen­der­wo­che im Han­del. Ab der 11. KW wur­den sie an die Schu­len geliefert.

Der Ein­wand, dass die PCR bestä­tig­ten Fäl­le ja ech­te posi­ti­ve Fäl­le, mit­hin wirk­li­che infi­zier­te und infek­tiö­se Men­schen sind, ist spä­tes­tens durch die Mas­sen­tests an Schu­len wider­legt. Der Test mag irgend­was fest­stel­len und anzei­gen, aber das ist fürs Infek­ti­ons­ge­sche­hen offen­bar irrele­vant und bedeu­tungs­los. Es sind doch nicht jede Woche über 26.000 Schü­ler in der Schu­le, weil sie schwer erkäl­tet sind, son­dern weil sie eben kei­ner­lei Sym­pto­me haben. Bis zur Ein­füh­rung der Schnell­tests waren die Schü­ler ja auch gar nicht in der Schu­le, son­dern seit Mona­ten im Distanz­un­ter­richt und ohne Kon­takt zu den Mit­schü­lern zuhau­se. Kin­der und Jugend­li­che wur­den bis dahin gar nicht getes­tet und hat­ten kei­nen Ein­fluss auf den Inzi­denz­wert. Ihr Gesund­heits­zu­stand, ihr fast nicht vor­han­de­ner Anteil an Hos­pi­ta­li­sier­ten und Toten, haben sich aber mit dem plötz­li­chen Auf­tre­ten von posi­ti­ven Tests bei ihnen nicht verändert.


Gast­bei­trä­ge geben immer die Mei­nung des Autors wider, und ermög­li­chen unse­ren Lesern unter­schied­li­che Blick­win­kel, um sich eine Mei­nung bil­den bzw. Wis­sen erlan­gen zu können.


Quel­le:

[1] https://​www​.lkz​.de/​l​o​k​a​l​e​s​/​s​t​a​d​t​-​l​u​d​w​i​g​s​b​u​r​g​_​a​r​t​i​k​e​l​,​-​d​a​v​o​n​-​h​a​e​n​g​t​-​d​i​e​-​f​e​h​l​e​r​q​u​o​t​e​-​a​b​-​_​a​r​i​d​,​6​3​0​6​0​0​.​h​tml

[2] https://​de​.sta​tis​ta​.com/​s​t​a​t​i​s​t​i​k​/​d​a​t​e​n​/​s​t​u​d​i​e​/​9​8​1​8​2​3​/​u​m​f​r​a​g​e​/​a​n​z​a​h​l​-​d​e​r​-​s​c​h​u​e​l​e​r​-​a​n​-​a​l​l​g​e​m​e​i​n​b​i​l​d​e​n​d​e​n​-​s​c​h​u​l​en/

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