Am 04.05.2024 führte Critical News auf dem Highland Gathering in Peine ein Interview mit Herrn Jack Knox, dem Vizepräsidenten der international agierenden Clan MacFarlane Society. Anstelle eines Häuptlings („chief“) liege die Leitung in den Händen eines Komitees („commitee“). Dieses sei zusammengesetzt aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten, dem Schatzmeister und dem Sekretär. Knox benennt des Weiteren etwa eine Person, die für den Medienauftritt verantwortlich sei.
Mit Ausnahme von Knox lebe der Rest des Komitees in den USA, so etwa Michael MacFarlane als Präsident sowie Frau Diana als „media director“, d. h. Verantwortliche für Medienarbeit, in Kalifornien.
Ursprünglich wurde die Clan MacFarlane Society im Jahre 1911 in England und Glasgow gegründet. Eine Neugründung fand 1973 in Grandfather Mountain in den USA statt. In der Woche vom dritten bis zum siebten April 2024 fand in San Antonio / Texas das jährliche Treffen der weltweiten Society statt[1].
Suche nach dem chief noch ergebnislos
Zu den Zielen der Gesellschaft gehöre die Bewahrung schottischer Kultur und Erbes, aber auch jene des Clan MacFarlane. Knox führt aus, dass der letzte „chief“ im Jahre 1866 verstorben sei. Bisher habe man das aktuelle Oberhaupt zwar gesucht, aber noch nicht finden können. Man könne sonst aber auch auf die Lordlinie von Schottland zurückreifen, um einen neuen Häuptling einzusetzen. Der dafür notwendige Prozess dauere allerdings zwischen etwa 9 und 12 Jahren.
Obwohl Knox in Peine vor allem über seinen Clan spreche, lägen auch Informationen u. a. zu schottischer Tracht (z. B. Kilts, Trews, Spawns oder Ghillies Brogues), schottische Tänze oder Highland Games (z. B. Weight Over the Bar, Baumstammwerfen). Wenngleich er selbst kein Gälisch spreche, gäbe auch ein Clanmitglied, das. schottisches Gälisch unterrichten könne.
Irische Invasoren in Piktland
Das schottische Gälisch entwickelte sich aus dem Altirischen. In diesem Zusammenhang unbedingt erwähnenswert ist das Königreich Dál Riata, das sich wohl Anfang des 6. Jahrhundert aus, von Irland aus in den Westen von Schottland ausbreitete[2], [3] und damit naturgemäß auch das damalige Irisch auf die Nachbarinsel brachte. Die irischen Invasoren wurden als „Scoten“ (Scoti) bezeichnet, wovon sich auch der heutige Name „Schottland“ ableitet. Der Historiker Michael Richter führt hierzu aus:
„Viel dauerhafter aber waren die Eroberungen im Piktland. Dort kam es zu einer solch intensiven Landnahme, daß die Sprache der Iren, Gälisch, im Lauf der Zeit dort vorherrschend wurde und das Piktische völlig verdrängte.“[4]
Keine drei Federn für Knox
Der Vizepräsident wies im Rahmen seiner Ausführungen zur schottischen Bekleidung unter anderem auf die Bedeutung der Federn hin, die manche an ihren Mützen tragen. So dürfe nur der Häuptling einer Familie (clan chief) drei Federn tragen. Da die Clan MacFarlane Society keinen „Chief“ habe, sei es ihm nur erlaubt, zwei Federn zu tragen.
Zur Historie des Kilts
Heutzutage werden Kilts oft als so tief in der schottischen Kultur verwurzelt angesehen, dass man sie ins Mittelalter verorten möchte. Es verwundert daher nicht, dass man sie regelmäßig als Gewandung auf Mittelaltermärkten wie auch als Gewandung in dem Historienepos „Braveheart“ von und mit Mel Gibson sieht, einem Film, der im 13. Jahrhundert verortet ist, es mit der Historie aber auch sonst wenig genau nimmt.
Tatsächlich handele es sich bei dem heute als typischen angesehen „Kilt“ um einen knielangen Rock, dessen Entstehung sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt[5]. In seinem „Gaelic Dictionary“ benennt Malcolm Maclennan als Übersetzungen für das englische Wort „kilt“ die schottisch-gälischen Worte „féile-beag“ sowie „feabhladh“[6]. Dr. Nick Fiddes führt über die Vorläufer des modernen Kilts aus:
„The earliest form of the kilt was known as the ‚Leine Croich‘. It was a type of shirt that was worn by men in the Scottish Highlands. The Leine Croich was made from a single piece of cloth that was draped over the shoulder and fastened at the waist with a belt. The cloth was pleated and draped in a way that allowed for freedom of movement.“ [7]
Hierzu die Übersetzung:
„Die früheste Form des Kilts war als „Leine Croich“ bekannt. Es handelte sich um eine Art Hemd, das von Männern in den schottischen Highlands getragen wurde. Der Leine Croich bestand aus einem einzigen Stück Stoff, das über die Schulter drapiert und in der Taille mit einem Gürtel befestigt wurde. Der Stoff war in Falten gelegt und so drapiert, dass er Bewegungsfreiheit gewährleistete.“
Vom Militär in das tägliche Leben
Im 18. und 19. Jahrhundert gelangte der Kilt allmählich, vor allem bei der Armee, an Popularität und sei Dr. Fiddes zufolge schließlich als Uniform der schottischen Regimenter übernommen worden. Über die Zeiten habe sich der Kilt immer weiterentwickelt, wobei vor allem das 18. Jahrhundert maßgebliche Änderungen zur Folge gehabt habe. Weitere Entwicklungen des 19. Jahrhunderts sorgten schließlich für eine zunehmende Popularität bei weiten Teilen der schottischen Bevölkerung. Für militärische Bedürfnisse fand nun schwerere Wolle Verwendung. Gleichzeitig entwickelte sich der Kilt als Kleidungsstück speziell für Hochzeiten und formelle Anlässe[8].
Tartanmuster recht moderne Entwicklung
Daneben fand eine weitere prägende Entwicklung statt:
„During the 19th century, tartan patterns were introduced to the kilt, adding a sense of pride and identity to the garment. Tartan patterns had been used for centuries to identify different Scottish clans, but it wasn’t until the 19th century that they became more widely associated with the kilt.
Tartan patterns were incorporated into the design of the kilt in a number of ways. They were used to create the distinctive pleats at the back of the kilt, as well as to create a pattern on the front apron. Tartan patterns were also used to create other accessories, such as sashes and scarves, that complemented the kilt.“ [9]
Hierzu die Übersetzung mittels der kostenlosen Version des Übersetzers von DeepL.com:
„Im 19. Jahrhundert wurde der Kilt mit Schottenmustern versehen, die dem Kleidungsstück ein Gefühl von Stolz und Identität verliehen. Tartanmuster wurden schon seit Jahrhunderten zur Kennzeichnung verschiedener schottischer Clans verwendet, aber erst im 19. Jahrhundert wurden sie in größerem Umfang mit dem Kilt in Verbindung gebracht.
Tartanmuster wurden auf verschiedene Weise in das Design des Kilts integriert. Sie wurden verwendet, um die charakteristischen Falten auf der Rückseite des Kilts zu erzeugen und um ein Muster auf der vorderen Schürze zu schaffen. Tartanmuster wurden auch für andere Accessoires wie Schärpen und Schals verwendet, die den Kilt ergänzten.“
Die Weiterentwicklung des Kilts, etwa in Form neuer Farben und Stoffe, habe sich, Dr. Fiddes zufolge, bis ins 21. Jahrhundert fortgesetzt[10].
[1] „The Official Clan Macfarlane Society“ auf „macfarlane.org“. Aufzurufen unter https://www.macfarlane.org/, zuletzt aufgerufen am 05.05.2024.
[2] Vgl. Ó Cróinín, Dáibhí in „A New History of Ireland. I. Prehistoric and Early Ireland”, herausgegeben von Dáibhí Ó Cróinín. Oxford, New York (Oxford University Press), 2005, S. 215 – 216.
[3] Vgl. Elvert, Jürgen „Geschichte Irlands“. München (dtv), 1993, S. 59.
[4] Richter, Michael “Irland im Mittelalter. Kultur und Geschichte”. München (C. H. Beck), 1996, S. 38.
[5] Siehe z. B. Fiddes, Nick „Evolution of the kilt from 1600s to today“ auf „clan.com“. Aufzurufen unter https://clan.com/help/kilts-origins-history-today/kilt-design-evolution-17th-to-21st-centuries, zuletzt aufgerufen am 05.05.2024.
[6] Maclennan, Malcolm „A Pronouncing and Etymological Dictionary of the Gaelic Language. Gaelic-English. English-Gaelic” Edinburgh, 6. Auflage (Acair and Aberdeen University Press), 1988, S. 488
[7] Siehe z. B. Fiddes, Nick „Evolution of the kilt from 1600s to today“ auf „clan.com“. Aufzurufen unter https://clan.com/help/kilts-origins-history-today/kilt-design-evolution-17th-to-21st-centuries, zuletzt aufgerufen am 05.05.2024.
[8] Siehe z. B. Fiddes, Nick „Evolution of the kilt from 1600s to today“ auf „clan.com“. Aufzurufen unter https://clan.com/help/kilts-origins-history-today/kilt-design-evolution-17th-to-21st-centuries, zuletzt aufgerufen am 05.05.2024.
[9] Siehe z. B. Fiddes, Nick „Evolution of the kilt from 1600s to today“ auf „clan.com“. Aufzurufen unter https://clan.com/help/kilts-origins-history-today/kilt-design-evolution-17th-to-21st-centuries, zuletzt aufgerufen am 05.05.2024.
[10] Siehe z. B. Fiddes, Nick „Evolution of the kilt from 1600s to today“ auf „clan.com“. Aufzurufen unter https://clan.com/help/kilts-origins-history-today/kilt-design-evolution-17th-to-21st-centuries, zuletzt aufgerufen am 05.05.2024.