High­land Gathe­ring und Whis­ky. Ein Interview

Am 04.05.2024 und 05.05.2024 fin­det im Stadt­park des nie­der­säch­si­schen Pei­ne das 24. High­land Gathe­ring statt. Zahl­rei­che Grup­pen von Dudel­sack­spie­lern unter ande­rem aus Deutsch­land, den Nie­der­lan­den und Schott­land domi­nier­ten das musi­ka­li­sche Gesche­hen. Dane­ben gibt es auf der Akti­ons­büh­ne neben Gesang auch irisch-schot­ti­sche Tanz­dar­bie­tun­gen. Eini­ges davon erin­ner­te deut­lich an den River­dance, der 1994 erst­mals auf dem Euro­vi­si­on Song Con­test in Dub­lin prä­sen­tiert wurde.

© 2024 Cri­ti­cal News —  Dudel­sack­grup­pen bei der Siegerehrung

Viel­fäl­ti­ge Eindrücke

Vie­le Ver­kaufs­stän­de bie­ten neben Crê­pes, Lan­gos und Guin­ness auch typisch iri­sche und schot­ti­sche Sou­ve­nirs wie Kaf­fee­tas­sen oder schot­ti­sche Kilts an. Neben den zahl­rei­chen Künst­lern tru­gen am Sams­tag auch diver­se Zuschau­er tra­di­tio­nell schot­ti­sche Klei­dung. Dane­ben gab es eine gro­ße Hand­voll von Besu­chern, die sich wie für einen Mit­tel­al­ter­markt in ent­spre­chen­de Gewan­dung, etwa mit einem Fuchs­fell über der Schul­ter, geklei­det hatten.

© 2024 Cri­ti­cal News —  Souvenirs
© 2024 Cri­ti­cal News —  wei­te­re Souvenirs

Zum Pro­gramm des heu­ti­gen 05.05.2024 heißt es auf der Web­site des Ver­an­stal­ters wie folgt:

„Der Sonn­tag steht dann ganz im Zei­chen der ur-schot­ti­schen Dis­zi­pli­nen der tra­di­tio­nel­len High­land Games. Im Baum­stamm­wer­fen, Tau­zie­hen und Stein-Weit­wurf mes­sen sich die Teil­neh­men­den.“[1]

Wer an Schott­land denkt, wird mög­li­cher­wei­se als ers­tes an Whis­ky, Kilts, Dudel­sä­cke und viel­leicht auch den erfolg­rei­chen, aber wenig his­to­ri­schen, Spiel­film Bra­ve­he­art aus dem Jah­re 1995 denken.

© 2024 Cri­ti­cal News —  Tromm­ler beim Üben vor dem Auftritt

Erwäh­nun­gen von Whis­key min­des­tens seit dem 13. Jahrhundert

Whis­ky hat in Schott­land tat­säch­lich eine lan­ge Tra­di­ti­on und ist nicht nur vom Namen her vom iri­schen (oder auch US-ame­ri­ka­ni­schen) Whis­key zu unter­schei­den. Auch auf der grü­nen Insel hat das Getränk eine weit zurück­rei­chen­de Tra­di­ti­on und wird dort als Pot Still bezeich­net. Hin­ge­gen spricht man in Schott­land vom Scotch Whis­ky. Sicher ist, dass es bei­de Vari­an­ten schon im Mit­tel­al­ter gab. Wäh­rend die Web­site von The Glen­li­vet von einem Ursprung des iri­schen Whis­key im 12. Jahr­hun­dert spricht[2], heißt es auf der Web­site des Malt Whis­ky Maga­zin:

„1276    Robert Sava­ge of Bush­mills ver­ab­reicht sei­nen Kämp­fern “a migh­ty draugth of uis­ce bea­tha” zur Stär­kung der Kampf­mo­ral – die Erwäh­nung von “Whis­ky” in Irland“[3]

Dem Malt Whis­ky Maga­zin zufol­ge sei der schot­ti­sche Whis­ky erst­mals im Jah­re 1494 erwähnt wor­den[4]. Die­se Quel­le benennt auch die Wiki­pe­dia, schreibt aber

„Bis­lang steht nicht fest, ob Schott­land oder Irland das Ursprungs­land des Whis­kys ist.“[5]

© 2024 Cri­ti­cal News —  The Scotch Malt Whis­ky Society

Die Gesell­schaft für das Was­ser des Lebens

Der Name der Spi­ri­tuo­se lei­tet sich vom schot­tisch-gäli­schen uis­ge bea­tha oder dem irisch-gäli­schen uis­ce bea­tha ab. Bei­des hat die Bedeu­tung „Was­ser des Lebens“. Cri­ti­cal News unter­hielt sich zum The­ma Whis­ky mit Flo­ri­an und Mat­thi­as von  The Scotch Malt Whis­ky Socie­ty, die sich selbst als „The World’s Most Enter­tai­ning Whis­ky Club“ bezeich­nen. Sitz der Gesell­schaft liegt im schot­ti­schen Edin­burgh.

Seit 1983 fül­le man für ihren „Member’s Club“ Whis­ky ab. Dabei gel­te das Dog­ma: „Fass­stark, unfil­triert, unge­färbt.“ Vor Ort in Pei­ne wur­de eine Aus­wahl von etwa 30 ver­schie­de­nen Ein­zel­fass­ab­fül­lun­gen prä­sen­tiert, so wie sie monat­lich für ihre Mit­glie­der her­aus­ge­bracht würden.

© 2024 Cri­ti­cal News —  eine Aus­wahl von Einzelfassabfüllungen

Anlei­tung zum selbst entdecken

Zie­le der Socie­ty sei­en es, Men­schen guten Whis­ky nahe­zu­brin­gen und zum ande­ren „fla­vour led“ zu arbei­ten, das heißt, nach Aro­men­grup­pen zu arbei­ten. Wei­ter wol­le man durch die Leu­te durch Far­ben an ihren Fla­schen inspi­rie­ren, wonach ein Whis­ky grund­sätz­lich schme­cken könn­te. Außer­dem wer­de ange­strebt, dass der ent­spre­chen­de Ver­kos­ter her­aus­liest, von wel­cher Destil­le­rie das Lebens­was­ser jeweils her­kom­me. Daher gäbe man auf den Fla­schen selbst auch nicht direkt den Namen einer Destil­le­rie an. Viel­mehr gäbe es ledig­lich einen Fla­schen­code. Dadurch wol­le man den Whis­ky­trin­ker dazu ani­mie­ren, sich erst auf das Getränk ein­zu­las­sen und erst dann zu schau­en, was es genau sei und wo es her­kom­me. Auf der schwei­ze­ri­schen Web­site der Socie­ty heißt es hier­zu wie folgt:

„Jeder unse­rer Sin­gle-Cask-Whis­kys muss die kom­pro­miss­lo­sen Nasen unse­rer Ver­kos­tungs­exper­ten – einer gehei­men Grup­pe unab­hän­gi­ger Whis­ky­ke­n­ner aus allen Lebens­be­rei­chen – zufrie­den­stel­len, bevor er für wert befun­den wird, in eine der berühm­ten grü­nen Fla­sche der Socie­ty abge­füllt zu wer­den. Die Aus­wahl­kri­te­ri­en sind ein­fach: Qua­li­tät und Aus­ge­fal­len­heit. Dem Ver­kos­tungs­gre­mi­um lie­gen bei sei­ner Arbeit kei­ne Infor­ma­tio­nen über Alter, Ursprung oder Fass­typ vor, um sicher­zu­stel­len, dass die Whis­kys der Socie­ty – ob jung oder alt, High­land oder Low­land, aus Sher­ry- oder Bour­bon­fäs­sern – abge­füllt wer­den, wenn der opti­ma­le Rei­fe­grad erreicht ist.“[6]

Wesent­li­che Unter­schie­de zwi­schen schot­ti­schem Whis­ky und iri­schem Whiskey

Flo­ri­an ver­weist auf wesent­li­che Unter­schie­de zwi­schen schot­ti­schem Whis­ky und iri­schem Whis­key. Das begin­ne damit, ob das Getränk zwei­fach oder drei­fach destil­liert sei. Typisch für Schott­land sind zwei­fach destil­lier­te Whis­kys (z. B. Crai­gel­lachie, St. Kili­an, Talis­ker), wäh­rend Irland meist drei­fach destil­liert (z. B.  Bush­mills, Jame­son, Tull­amo­re Dew). Es gibt jedoch auch zwei­fach gebrann­te iri­sche Whis­keys (z. B. Con­nacht Sin­gle Malt) oder den drei­fach destil­lier­ten Sin­gle Malt Whis­ky Auch­ent­oshan aus Schott­land[7].

Ein wei­te­rer Unter­schied sei, dass der schot­ti­sche Sin­gle Malt nur aus Gers­ten­malz gebrannt wer­den dür­fe, wäh­rend in Irland auch ande­re Getrei­de, auch unge­mälz­tes Getrei­de, zum Ein­satz kom­men kön­nen. Dadurch unter­schei­den sich die bei­den Sor­ten auch geschmack­lich von­ein­an­der. Den iri­schen Whis­key ver­gleicht er daher mit geschmack­lich oft in Rich­tung „Gum­mi­bär­chen“ gehend, was für schot­ti­schen Whis­ky eher unty­pisch sei.

Schwarz­bren­ne­rei­en mit lan­ger Tradition

Sowohl in Irland als auch in Schott­land gibt es eine lan­ge Tra­di­ti­on von schwarz­ge­brann­tem Whis­ky. In Irland nennt man sol­chen Whis­keys oft „potín“ (angli­siert „poteen“). Es fin­det dabei pro­mi­nen­te Erwäh­nung in vie­len iri­schen Mär­chen, iri­scher Lite­ra­tur, aber auch in Lie­dern (z. B. in „The Hills of Con­ne­ma­ra“). Streng genom­men han­delt es sich bei Potín um einen spe­zi­el­len Schnaps, des­sen pri­va­te Her­stel­lung im Jah­re 1760 ver­bo­ten wur­de[8], doch noch bis heu­te in vie­len iri­schen Haus­hal­ten zum Kon­sum zur Ver­fü­gung gestellt wird.

Flo­ri­an zufol­ge sei­en in Schott­land vie­le Destil­le­rien aus der Schwarz­bren­ne­rei ent­stan­den. Von den etwa 30 Destil­len, die er auf sei­nem Stand in Pei­ne aus­stell­te, sei­en frü­her sicher etwa 10 bis 15 Schwarz­bren­ne­rei­en gewe­sen. Erst mit dem so genann­ten Whis­ky Excise Act im Jah­re 1823 oder sogar noch spä­ter hät­ten die­se ihre jewei­li­ge Brenn­li­zenz erhal­ten. Da die rei­che Gesell­schaft in Groß­bri­tan­ni­en damals vor allem fran­zö­si­schen Wein oder Brannt­wein (z. B. Cognac) kon­su­mier­te, sei das Bren­nen von Whis­ky vor allem eine Tätig­keit von Schwarz­bren­nern gewesen.

Ein­zel­fass­ab­fül­lung als Safa­ri für den Gaumen

Ein Liter Whis­ky kos­te bei den Socie­ty­fla­schen ab etwa 50 bis 55 Euro und bewe­ge sich bei den aktu­el­len Abfül­lun­gen bis in etwa 3.000 Euro. Für eine „wirk­lich tol­le“ Ein­zel­fass­ab­fül­lung soll­te man dort zwi­schen 75 und 90 Euro inves­tie­ren. Auch die in deut­schen Super­märk­ten erhält­li­chen Sor­ten sei­en oft von her­vor­ra­gen­der Qualität:

„Der Schot­te liebt sein Pro­dukt. Er wird kei­nen schlech­ten Whis­ky ver­kau­fen, denn das wür­de den Schot­ten, mei­ner Mei­nung nach, auch in der Ehre kränken.“

Natür­lich müs­se man aber zwi­schen Ein­zel­fass­ab­fül­lung und dem, was in Super­märk­ten ver­kauft wird, unter­schei­den. In den Märk­ten han­de­le es sich um Abfül­lun­gen, die aus ganz vie­len Fäs­sern gemischt wür­den. Wäh­rend man das Mas­sen­pro­dukt täg­lich ohne Reue kon­su­mie­ren kön­ne, sei­en die Abfül­lun­gen der The Scotch Malt Whis­ky Socie­ty eine Art Lieb­ha­ber­tum und auch eine Lie­be zum Indi­vi­dua­lis­mus. Damit schi­cke man „den Gau­men auf eine Art Safa­ri“.

Die Socie­ty habe einen Web­auf­tritt unter www​.smws​.eu und sei auch auf vie­len Mes­sen ver­tre­ten. In jeder gro­ßen Stadt bie­te man auch „Tastings“ an.

The Scotch Malt Whis­ky Socie­ty im Interview

[1] „24. High­land Gathe­ring – 04. und 05. Mai 2024“ auf „pei​ne​.de“. Auf­zu­ru­fen unter https://​www​.pei​ne​.de/​d​e​/​v​e​r​a​n​s​t​a​l​t​u​n​g​e​n​/​v​e​r​a​n​s​t​a​l​t​u​n​g​s​h​i​g​h​l​i​g​h​t​s​/​2​024 – 05-highlandgathering.php, zuletzt auf­ge­ru­fen am 05.05.2024.

[2] Sie­he „Der Leit­fa­den von The Glen­li­vet zu den unter­schied­li­chen Whis­ky-Sor­ten“ auf „theg​len​li​vet​.com“. Auf­zu­ru­fen unter https://​www​.theg​len​li​vet​.com/​d​e​-​d​e​/​o​u​r​-​c​o​m​m​u​n​i​t​y​/​a​r​t​i​c​l​e​s​/​d​i​e​-​w​e​l​t​-​d​e​s​-​w​h​i​s​k​ys/, zuletzt auf­ge­ru­fen am 05.05.2024.

[3] Samu­el „Die Geschich­te des Whis­kys in Schott­land & Irland“ auf „malt​whis​ky​.de“ vom 28.05.2023. Auf­zu­ru­fen unter https://​www​.malt​whis​ky​.de/​w​h​i​s​k​y​-​g​e​s​c​h​i​c​h​te/, zuletzt auf­ge­ru­fen am 05.11.2024.

[4] Samu­el „Die Geschich­te des Whis­kys in Schott­land & Irland“ auf „malt​whis​ky​.de“ vom 28.05.2023. Auf­zu­ru­fen unter https://​www​.malt​whis​ky​.de/​w​h​i​s​k​y​-​g​e​s​c​h​i​c​h​te/, zuletzt auf­ge­ru­fen am 05.11.2024.

[5] „whis­key“ auf „wiki​pe​dia​.org“. Auf­zu­ru­fen unter https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​W​h​i​sky, zuletzt auf­ge­ru­fen am 05.05.2024.

[6] „Über Uns“ auf „smws​.ch“. Auf­zu­ru­fen unter https://​www​.smws​.ch/​u​e​b​e​r​-​u​ns/, zuletzt auf­ge­ru­fen am 05.05.2024.

[7] Sie­he „Auch­ent­oshan“ auf „whic​.de“. Auf­zu­ru­fen unter https://​whic​.de/​a​u​c​h​e​n​t​o​s​han, zuletzt auf­ge­ru­fen am 05.05.2024.

[8] Saad, Neil „Poi­tin: die irischs­te aller Spi­ri­tuo­sen“ auf „grue​ne​-insel​.de“ vom 05.09.2022. Auf­zu­ru­fen unter https://​www​.grue​ne​-insel​.de/​b​l​o​g​/​2​0​2​2​/​p​o​i​t​i​n​-​d​i​e​-​i​r​i​s​c​h​s​t​e​-​a​l​l​e​r​-​s​p​i​r​i​t​u​o​s​en/, zuletzt auf­ge­ru­fen am 05.05.2024.

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