Steigt der Inzi­denz­wert, wenn mehr Tests gemacht werden?

Gast­au­tor: Andy Pop­pen­berg
Erst­ver­öf­fent­li­chung: 19.04.2021 auf You­Tube

Dan­ke für die freund­li­che Erlaub­nis von Andy Pop­pen­berg, die­sen Bei­trag auch bei uns ver­öf­fent­li­chen zu dür­fen, mit dem wir unse­ren Lesern einen alter­na­ti­ven Blick auf ein The­ma ermög­li­chen wol­len. Auf Grund­la­ge die­ses Arti­kels ent­stand auch sein Video, auf­zu­fin­den unter https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​n​Z​5​f​6​Q​k​3​AWg.


Das letz­te Video behan­del­te Schnell- und PCR-Tests und ihre Bedeu­tung für die Sie­ben­tag­ein­zi­denz in der Theo­rie. Jetzt soll es um ech­te Zah­len von rea­len Schnell­tests gehen, die Ende März an Schu­len in Lud­wigs­burg gemacht wur­den[1], um die Inzi­den­zen mit rea­len Wer­ten für Vor­test­wahr­schein­lich­keit und Feh­ler­quo­ten nach­zu­rech­nen. Es waren von 3.723 Tests 29 posi­tiv, von denen nach der PCR-Prü­fung noch 9 übrig blieben.

Wenn wir wis­sen, dass es 9 „Infi­zier­te“ von 3.723 Schü­lern gab (Abb. 1), lag die Vor­test­wahr­schein­lich­keit bei 0,24 %. Wenn wir wis­sen, dass der Schnell­test ins­ge­samt 29 posi­ti­ve Ergeb­nis­se brach­te, muss er bei einer Sen­si­ti­vi­tät von 60 % eine Spe­zi­fi­tät von 99,36 % bzw. eine Feh­ler­quo­te von 0,64 % haben. Der Schnell­test stellt also 5 echt-posi­ti­ve und 24 falsch-posi­ti­ve fest, was zusam­men 29 posi­ti­ve Ergeb­nis­se ergibt. Bei der anschlie­ßen­den Prü­fung die­ser Ergeb­nis­se durch den genaue­ren PCR-Test (Abb. 2) han­delt es sich aber nicht mehr um unge­ziel­tes Tes­ten, son­dern um eine Vor­auswahl von Men­schen mit einer viel höhe­ren Wahr­schein­lich­keit, posi­tiv getes­tet zu wer­den. Um den rea­len Wert von 9 echt – und das heißt nichts wei­ter als PCR-posi­ti­ven bei einer Sen­si­ti­vi­tät von 98 % und einer Spe­zi­fi­tät von 98,5 % her­aus­zu­be­kom­men, muss man eine Vor­test­wahr­schein­lich­keit von 30 % anneh­men. Danach wer­den von den 29 8,5 echt-posi­tiv getes­tet und 0,5 falsch-posi­tiv, was in der Sum­me die 9 posi­ti­ven Tests ergibt. Die­se bedeu­ten für Lud­wigs­burg mit 93.584 Ein­woh­nern eine Inzi­denz von fast 10.

Was pas­siert, wenn man die­se Rech­nung mit exakt den­sel­ben Ver­hält­nis­sen für mehr, z.B. 10.000 Tests durch­rech­net, die ange­nom­men alle am sel­ben Tag gemacht wer­den, sodass zwi­schen dem ers­ten und dem letz­ten durch­ge­führ­ten Test kei­ne Neu­in­fek­tio­nen statt­fin­den kön­nen? (Abb. 3) Bei einer Vor­test­wahr­schein­lich­keit von 0,24% gibt es 24 tat­säch­lich „Infi­zier­te“, von denen der Schnell­test 14 fest­stellt. Wei­te­re 64 sind falsch-posi­tiv, was in der Sum­me 78 posi­ti­ve Ergeb­nis­se sind. Die­se wer­den nun wie­der mit der PCR Metho­de geprüft, die gerun­det 23 echt-posi­ti­ve und 1 falsch-posi­ti­ven fest­stellt. So kommt man letzt­lich auf die 24 posi­ti­ven Tests, die als Neu­in­fek­tio­nen aus­ge­ge­ben wer­den (Abb. 4). 24 Neu­in­fek­tio­nen bedeu­ten in Lud­wigs­burg eine Inzi­denz von knapp 26.

Die Inzi­denz für die­sen Ort wur­de also allein durch die Ver­drei­fa­chung der Tests von 3.723 auf 10.000 bei­na­he ver­drei­facht, weil die Anzahl der posi­ti­ven Ergeb­nis­se eben nicht in Rela­ti­on zur Gesamt­an­zahl der durch­ge­führ­ten Tests gesetzt wird, son­dern zur Ein­woh­ner­zahl des Orts, die aber auch bei Stei­ge­rung der Tests kon­stant bleibt. Die Erhö­hung der Inzi­denz ist allein abhän­gig von der Anzahl der durch­ge­führ­ten Tests, über die wir aber nichts mehr erfah­ren, weil Schnell- und Selbst­tests gar nicht mehr gezählt wer­den. Je mehr getes­tet wird, des­to grö­ßer wird die Inzi­denz, auch wenn nur die durch die PCR geprüf­ten Fäl­le in die Mel­de­sta­tis­tik ein­ge­hen. Aber ob das tat­säch­lich so ist, ob nach der PCR-Prü­fung die als falsch erkann­ten wie­der aus der Sta­tis­tik ent­fernt wer­den, wis­sen wir nicht. In der Rea­li­tät wer­den alle posi­ti­ven Ergeb­nis­se ans Gesund­heits­amt über­mit­telt. Viel­leicht wer­den auch alle posi­ti­ven Tests in der Sta­tis­tik addiert.

Abb. 5

Es wird so getan, als ob der PCR-Test als Gold­stan­dard aus den zum gro­ßen Teil fal­schen Ergeb­nis­sen der Schnell­tests die tat­säch­lich Infi­zier­ten fest­stellt, die wirk­lich Virus­trä­ger sind und als Fäl­le im Sin­ne des IfSchG behan­delt wer­den dür­fen, also als Kran­ke, Krank­heits­ver­däch­ti­ge und Aus­schei­der, die anste­ckend sind und ande­re anste­cken kön­nen. Doch ist der PCR-Test nicht der Gold­stan­dard, der die Koch‘schen Pos­tu­la­te erfüllt, son­dern nur ein wei­te­rer tech­ni­scher Test, der kein Virus als Gan­zes, son­dern nur ein­zel­ne Gen­ab­schnit­te nach­wei­sen kann. Ob es sich bei den angeb­lich echt-Posi­ti­ven um tat­säch­lich Infi­zier­te oder gar Infek­tiö­se han­delt oder um Men­schen, bei denen – wie Dros­ten im Inter­view mit der Wirt­schafts­wo­che 2014 beton­te[2] – das Virus mal eben über die Nasen­schleim­haut husch­te, oder um schon Gene­se­ne, die infi­ziert waren, kann der PCR-Tests nicht fest­stel­len, vor allem nicht bei offen­kun­dig gesun­den Kin­dern und Jugend­li­chen. Hät­ten die Schü­ler Sym­pto­me gehabt, wären sie gar nicht in der Schu­le gewe­sen. Es blei­ben rei­ne Labor­wer­te ohne Anse­hen des Getes­te­ten, sei­nes kli­ni­schen Bil­des, sei­ner Sym­pto­me und aller ande­ren Para­me­ter, die die WHO in ihrer Richt­li­nie zum Umgang mit der PCR-Metho­de am 20.01.2021 aus­ge­ge­ben hat[3], und die von RKI, Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um und Bun­des­re­gie­rung igno­riert wer­den. Aber auf Grund­la­ge die­ser her­bei getes­te­ten Zah­len wer­den die Frei­heits- und Grund­rech­te für alle Bun­des­bür­ger außer Kraft gesetzt.


Gast­bei­trä­ge geben immer die Mei­nung des Autors wider, und ermög­li­chen unse­ren Lesern unter­schied­li­che Blick­win­kel, um sich eine Mei­nung bil­den bzw. Wis­sen erlan­gen zu können.


[1] https://​www​.lkz​.de/​l​o​k​a​l​e​s​/​s​t​a​d​t​-​l​u​d​w​i​g​s​b​u​r​g​_​a​r​t​i​k​e​l​,​-​d​a​v​o​n​-​h​a​e​n​g​t​-​d​i​e​-​f​e​h​l​e​r​q​u​o​t​e​-​a​b​-​_​a​r​i​d​,​6​3​0​6​0​0​.​h​tml

[2] https://​www​.wiwo​.de/​t​e​c​h​n​o​l​o​g​i​e​/​f​o​r​s​c​h​u​n​g​/​v​i​r​o​l​o​g​e​-​d​r​o​s​t​e​n​-​i​m​-​g​e​s​p​r​a​e​c​h​-​2​0​1​4​-​d​i​e​-​w​h​o​-​k​a​n​n​-​n​u​r​-​e​m​p​f​e​h​l​u​n​g​e​n​-​a​u​s​s​p​r​e​c​h​e​n​/​9​9​0​3​228 – 2.html

[3] https://​www​.who​.int/​n​e​w​s​/​i​t​e​m​/20 – 01-2021-who-infor­ma­ti­on-noti­ce-for-ivd-users-2020 – 05

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