Heiko Buck: Wertermittlung und bertragung von Versicherungsmaklerunternehmen und Versicherungsbestnden. Karlsruhe2 (Verlag Versicherungswirtschaft), 2021. XXII+268 Seiten. ISBN: 978−3−96329−287−3. Verkaufspreis: 39,00 Euro
Dr. Heiko Buck ist ttig als Steuerberater, Wirtschaftsprfer, Unternehmensberater sowie als ffentlich bestellter und vereidigter Sachverstndiger. Nun ist sein Buch in der zweiten Auflage erschienen. Enthalten ist auch Zusatzmaterial zum Download. Dabei handelt es sich um Mustervertrge, die in der 1. Auflage noch in Papierform zur Verfgung gestellt wurden und im Einzelfall individuell anzupassen seien (S. IX).
Zielgruppe fr die Lektre sind neben Versicherungsmaklern insbesondere auch Rechtsanwlte, Steuerberater und Wirtschaftsprfer (S. XI).
Buck fhrt in seinem Vorwort zur 2. Auflage aus, dass viele Versicherungsmakler noch keine Vorsorge fr das Rentenalter getroffen htten, was den bergang ihrer Maklerbestnde betrifft. Besonders deutlich werde dieses Problem bei den heute ber 70jhrigen, bei denen dies zu ber 40 Prozent zutreffend sei. Immer mehr an Bedeutung wrden digital gefhrte Bestnde gewinnen. Bei guter Pflege lieen sich diese am besten verkaufen (S. VII).
Fr die meisten Versicherungsmakler ist die Suche nach einem geeigneten Nachfolger eine sehr groe Herausforderung. Sowohl im Rahmen der Unternehmensbergabe als auch im Erwerbsfall spielen sowohl wirtschaftliche als auch steuerliche und rechtliche Fragen eine Rolle. Fr viele Versicherungsmakler besitzt der erzielbare Verkaufspreis eine wesentliche Bedeutung. (S. VII)
Gegenstzliche Interessen verstndlich
Nicht immer passen die Wnsche und Erwartungen von Versicherungsmakler an den erzielbaren Verkaufspreis mit der Realitt zusammen (S. 3). Das hat vielfltige Grnde, wie es Buck bereits in der Einleitung herausarbeitet. Insbesondere treffen natrlich der Wunsch des Verkufers auf einen mglichst hohen Preis und das Begehren des Aufkufers nach fr ihn besonders vorteilhaften Konditionen zusammen (S. 4).
Gegenber der ersten Auflage seien laut Vorwort erhebliche Erweiterungen und Ergnzungen vorgenommen worden. Da dem Rezensenten diese nicht vorliegt, war hier kein Abgleich mglich.
Zu den neu aufgenommenen Themen gehre etwa die Maklerrente, diese auf Anregung von Prof. Dr. Matthias Beenken. Bercksichtigung finden auch familiengerichtliche Entscheidungen zur Bewertung kleinerer und mittlerer Unternehmen im Rahmen des Zugewinnausgleichs (S. VIII).
Buck betrachtet in seinem Buch ausschlielich die entgeltliche bertragung von Versicherungsmaklerunternehmen und ‑bestnden, nicht jedoch eine solche, die ggf. unentgeltliche z.B. innerhalb des Familienkreises erfolgt. Da Versicherungsmakler nicht im Lager des Versicherers stehen, knnen Sie ihr Unternehmen auch ohne dessen Einwilligung jederzeit veruern oder aufgeben (S. 9).
Der Wert einer Versicherungsmaklerunternehmung verkrpert deshalb die Summe aus Fachkompetenz, Akquisitionsgeschick, Akzeptanz am Markt, wirtschaftlicher Unternehmensfhrung und nicht zuletzt auch die effiziente Umsetzung der Maklerttigkeit im Rahmen regulatorischer Vorgaben und gesetzlicher Bestimmungen. (S. 14)
Gute Vorbereitung kann sich lohnen
Grundstzlich lassen sich Buck zufolge hhere Ertrge durch den Verkauf von Bestnden oder gar ganzer Maklerunternehmen erzielen, wenn dies gut vorbereitet und zu Lebzeiten geschhe (S. 19 sowie S. 31 – 32). Dabei sollte sich kein Makler darauf verlassen, dass der Aufbau einer weitergehenden Absicherung fr das Alter unntig sei oft lieen sich die erwarteten Verkaufspreise so nicht realisieren (S. 19 und 32). Ein guter Verkaufspreis sollte gerade bei absehbar lngerer Krankheit unbedingt gesichert werden, da sie bis zur Aufgabe des Unternehmens fhren knnte. Hufig sei es so, dass
die persnlichen Kunden einen Wechsel aus Krankheitsgrnden am ehesten akzeptiere. (S. 20).
In diesem Zusammenhang kann es von groer Bedeutung sein, wenn ein Makler nicht alleine arbeitet, sondern auch Mitarbeiter fr ihn ttig sind (S. 21). Besonders schwierig gestaltet sich eine ungeplante Unternehmensbergabe bei pltzlichem Tod des Versicherungsmaklers (S. 21 – 24).
Buck betrachtet im Weiteren auch solche Probleme, die mit der bernahme der Bestnde von besonders jungen Maklern (S. 24 – 25) oder solchen mit stark abweichenden beruflichen Qualifikationen verbunden sind (S. 25 – 26). Er betrachtet die Wertermittlung sowohl aus Sicht eines bergebenden als auch eines bernehmenden Versicherungsmaklers (S. 27, 33 – 34), aber auch in Folge der Beendigung einer Zugewinngemeinschaft, also Zugewinn und Unterhalt (S. 28 – 29). In diesem Zusammenhang ist auch auf Teil C des Buches hinzuweisen, in dem wichtige Hinweise zur Auswahl eines auch von Gerichten anerkannten Sachverstndigen gegeben werden (siehe insbesondere S. 85 sowie 89 – 90).
Bei unsachgem erstellte Bewertungsgutachten haben beide Parteien erhebliche Nachteile und deutlich erhhte Kosten hinzunehmen. (S. 90)
Objektive und subjektive Schwchen und Strken
Weiter thematisiert werden u.a. Geheimhaltungsbedrfnisse des Verkufers als auch die damit im Zusammenhang stehenden Vertraulichkeitsvereinbarungen (S. 37 – 40). Ausfhrlich geht Buck auch auf die Due Diligence-Prfung im Kauf- und Verkaufsprozess ein (S. 44 – 54), d.h. auf die eingehende Prfung eines Unternehmens zur Wertermittlung:
Im Rahmen einer Due Diligence sind wirtschaftliche, finanzielle, rechtliche und steuerliche Umstnde, die bei dem zu erwerbenden Unternehmen relevant sind, zu prfen. Bei einer Due Diligence-Prfung werden die Strken und Schwchen des Kaufobjekts analysiert sowie die Risiken in den verschiedenen Unternehmensbereichen ermittelt. (S. 45)
Buck gibt auch grundlegende Hinweise zu Schadenersatzansprchen. Dazu gehrt etwa, dass solche fr den Kufer nach 442 Abs. 1 BGB ausgeschlossen sind, wenn jener entsprechende Risiken oder Mngel bereits vor dem Kauf kannte. Der Kufer msse sich auch jenes Wissen zurechnen lassen, dass er durch seine gesetzlichen oder rechtsgeschftlichen Vertreter erworben habe (S. 48 – 49).
Erwartungsgem betrachtet der Autor nicht nur Einzelunternehmen, sondern auch die Besonderheiten anderer Rechtsformen, also Brogemeinschaften, Personengesellschaften oder GmbHs (S. 54 – 63). Das sechste Kapitel des Buches geht auf Asset Deal sowie Share Deal, also verschiedene Forme des Bestands- oder Unternehmenskaufes ein (S. 63 – 68).
Immer mehr an Bedeutung gewinnt die Kooperation von Versicherungsmaklern mit Maklerpools und Maklerverbnden. Dabei beschreibt es Buck korrekt, wenn er auf eine nicht immer scharfe Abgrenzung zwischen beiden Geschftsmodellen verweist. Dabei wird auch die Sonderstellung von Assekuradeuren betrachtet (S. 69), wenngleich hier die Benennung konkreter Namen fr manche Leser sicher durchaus informativ gewesen wre. Haftungsrelevant ist der Hinweis, wonach sich ein Versicherungsmaler ein etwaiges Fehlverhalten des von ihm gewhlten Pools nach 278 BGB zurechnen lassen muss (S. 71). Auch ein weiterer Warnhinweis von Buck verdient Beachtung:
Wenn ein Versicherungsmakler generell nur unter Einschaltung eines Pools in der Lage ist, die sich aus 60 VVG ergebenden Pflichten zu erfllen, knnen Zweifel entstehen, ob es sich bei dem Versicherungsvermittler tatschlich um einen Versicherungsmakler handelt. (S. 72)
Verwiesen wird von Buck in diesem Zusammenhang auf ein Urteil des Landessozialgerichts Bayern vom 03.06.2016. Im Zusammenhang mit der Beschreibung der Pools und Verbnde als Erfllungsgehilfen eines Maklers passt sehr gut die Betrachtung der Maklerrente und der damit im Zusammenhang stehenden insolvenzrechtlichen Absicherungsinstrumente (S. 74 – 76). Da es sich um keine Einmalzahlung fr den Bestands- oder Unternehmensverkauf handelt, hat vor alle der Verkufer ein besonderes Interesse an der Absicherung seiner Kaufpreisraten. Bedenken uert Buck hier etwa in Bezug auf nicht immer qualitativ geeignete Patronatserklrungen. Deutlich empfehlenswerter sei in der Regel eine Bankbrgschaft. Steuerrechtlich so Buck, sei eine Maklerrente ggf. eine Ratenzahlung des Erwerbers (S. 76).
Ertragswertmethode mageblich
Teil C des Buches geht auf betriebswirtschaftliche Grundlagen ein, wobei Buck mageblich die Ertragswertmethode unter Bercksichtigung der Kosten zugrunde legt, da diese auch in gerichtlichen Verfahren anerkannt sei. Ein reiner Bezug auf den Umsatz sei nicht sachgerecht (S. 79. Siehe auch S. 133). Bercksichtigung fnden hufig auch subjektive Entscheidungskriterien (S.82); ein wirklich neutraler Wert knne nicht ermittelt werden, da Kufer und Verkufer den Wert nach jeweils anderen Grundstzen bemessen wrden (S. 83). Entscheidend fr die Bewertung seien u.a. die Lage und das Umfeld der Maklerunternehmung (S. 92 – 93) sowie Innendienst und Broorganisation (S. 92). Relevanz haben u.a. auch Bestands- und Courtagestruktur, Vertrags- und Kundenanzahl, Versicherungssparten im Bestand und konkreter Kundenstamm (S. 97 – 101).
Am Anfang dieser Rezension wurde darauf verwiesen, dass gerade bei absehbar lngerer Krankheit werterhaltende Manahmen eingeleitet werde sollten. Dies wird auf den Seiten 103 – 106 ausfhrlicher beschrieben.
In Teil D (S. 107 – 123) geht Buck auf die Wertermittlung des Bestands- und Unternehmenswertes ein. Dabei betont er gleich im Eingang, dass jedes Unternehmen fr sich zu betrachten sei und pauschale Multiplikationsfaktoren keine Aussagekraft haben. Gerade in familienrechtlichen Streitigkeiten sollte jedem Makler klar sein, dass pauschal angesetzte Umsatz- und EBIT-Multiplikationen nicht anerkannt werden (S. 109).
Die Courtageentwicklung in der Vergangenheit und die Wahrscheinlichkeit ihrer bertragbarkeit in die Zukunft auf den potentiellen Erwerber stellen die Schlsselgre fr die zuknftigen finanziellen berschsse dar. (S. 125)
Vergangene Umstze nicht immer auf Zukunft projezierbar
Teil D enthlt auch ein Kapitel zur Ermittlung des Zukunftswertes, welches mit einer Berechnungsformel zur Ermittlung des Barwertes abgerundet wird (S. 136 – 137). Ebenfalls bercksichtigt werden mgliche Pensionsverpflichtungen bei der Bewertung (S. 155 – 164) sowie die Unternehmenswertermittlung fr den gerichtlichen Zugewinnausgleich (S. 165 – 179). Hierzu uert sich Buck grundlegend wie folgt:
Es existieren grundstzlich keine gesetzlichen Vorschriften fr die Bewertung von gewerblichen oder freiberuflichen Unternehmen im Familien- und Erbrecht. (S. 165)
Er wendet ein, dass viele Unternehmer hier in der Praxis eine ungerechte Doppelbelastung sehen und dass vertraglich abweichende Regelungen grundstzlich zwar mglich seien, aber juristischen Erfordernissen gengen mssen. Nicht jede Einschrnkung des Zugewinns sei in der Praxis zulssig (S. 165 – 166). Der Vortrag emotional begrndeter Positionen beim Streit um Unterhalt sei zwar in der Praxis hufig, korrespondieren aber oft nicht auf den tatschlichen wirtschaftlichen Mglichkeiten der betroffenen Parteien (S. 173). Eine Hochrechnung der Umsatzentwicklung der Vergangenheit in die Zukunft werde im gerichtlichen Verfahren in der Regel nicht anerkannt (S 179).
Kommt ein Versicherungsmakler zu Tode, bevor eine bertragung seiner Vermgenswerte an einen Dritten realisiert werden konnte, komme das vereinfachte Ertragswertverfahren fr erbschafts- und schenkungssteuerliche Zwecke zur Anwendung (S. 181). Auch dies wird von Buck ausfhrlich beschrieben (S.181 – 186).
Vorbereitende Manahmen mglich
In Teil E (S. 189 – 202) bietet der Autor seinen Lesern Praxishinweise fr eine konkrete Vertragsgestaltung. Der Verkufer sollte demnach vor allem Jahresabschlsse und Steuererklrungen, Bestands‑, Kunden- und Geschftspartnerlisten, ein Inventarverzeichnis sowie eine bersicht ber die fr die Unternehmung besehenden Vertrge zur Verfgung stellen knnen (S. 191). Auch auf wichtige Inhalte des Kaufvertrages geht Buck ein (S. 195 – 198).
Da jede vertragliche Vereinbarung mgliche Streitigkeiten bei der Auslegung beinhaltet, geht Buck hierzu auf wesentliche Problemstellungen ein (S. 201 – 202).
Teil F (S. 203 – 214) gibt Hinweise zur Haftung. Diese sind aber ausdrcklich nicht als abschlieend zu verstehen (S. 205). Beispielhaft sei auf eine weiter bestehende gesamtschuldnerische Haftung des Veruerers (S. 209) oder auch die etwaiger Erben fr Verbindlichkeiten und Vermgenschden (S. 211 – 212) einzugehen.
In Teil G (S. 215 – 236) bietet Buck seinen Lesern Hinweise fr die Finanzierung des Kaufpreises. Hierzu gehrt u.a. auch die Hhe der Finanzierungskosten (S. 227 – 228).
Die Lektre wird durch ein umfangreiches Literatur- und Stichwortverzeichnis abgerundet. Hierbei finden sich auch Eintrge zur aktuellen Coronakrise (S. 30) sowie zum Thema Datenschutz. Es werden zwar als Eintrge zum Stichwort „Datenschutz“ die Seiten 46, 65 und 72 benannt, nicht jedoch die Seite 73, die in diesem Kontext speziell auch die DSGVO anspricht. Dabei fehlt im Stichwortverzeichnis die DSGVO als eigenstndiger Punkt.
Immer wieder wird der Text durch konkrete Praxisempfehlungen zu verschiedenen der im Buch besprochenen Umstnden unterbrochen. Diese fassen wichtige Punkte noch einmal eindrcklich zusammen.
Fazit: Insgesamt ist es Buck gelungen, in seiner Monografie zentrale Punkte des Themas berzeugend zusammenzustellen und diese fr den interessierten Leser informativ zu prsentieren. Die teilweise enthaltenden finanzmathematischen Formeln sind sicher nicht fr jeden Leser ohne Weiteres verstndlich. Der Autor vermerkt allerdings in seiner Schlussbemerkung (S. 239), dass nicht interessierte Leser diese Passagen gerne auer Acht lassen knnen.
Wer sich also auf den Kauf oder Verkauf von Maklerbestnden oder gar ‑unternehmen einrichten mchte, hat in diesem Buch ein wertvolles Hilfsmittel gefunden.