Am Sonntag, 09.10.2022, wurde in Niedersachsen neu gewählt. Von 8,1 Millionen hier lebenden Menschen waren 6,06 Millionen wahlberechtigt. Gewählt haben davon mit 3,65 Millionen Personen gut 60 % der Berechtigten. Nahezu 40 % haben aus den unterschiedlichsten Gründen auf das Wählen verzichtet. So entscheidet also eine Minderheit von gut 45 % über das Wohl und Wehe der niedersächsischen Mehrheit. Rechtsanwalt Ralf Ludwig kritisiert hier zurecht:
„Das nennen wir Demokratie.“[1]
Wahlsieger SPD verliert gut 10 % seiner Stimmen
Der bisherige Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) wurde mit 33,4 % im Amt bestätigt. Gegenüber der letzten Wahl verlor seine Partei 3,5 Prozentpunkte[2]. Bezogen auf die Gesamteinwohner des Bundeslandes erreichte die SPD somit gerade einmal 14,85 % der Stimmen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass über 85 % der Menschen im Lande Weil nicht ihre Stimme gegeben haben. Hierzu Thomas Heiderhauf in seiner Rede als Teilnehmer eines Montagsspaziergans in Hannover vom 10.10.2022:
„Es ist wirklich eine Schande für einen Ministerpräsidenten, wenn er nicht darauf eingeht, dass 85 % ihn nicht gewählt haben.“
Die bislang mit der SPD in Koalition befindliche CDU unter Bernd Althusmann hat mit 28,1 % die zweithöchste Stimmenzahl erhalten, dabei aber 5,5 Prozentpunkte ihrer Stimmen verloren[3]. Sie fuhr damit eines der schlechtesten Wahlergebnisse der letzten Jahrzehnte ein. Mittlerweile gab Althusmann seinen Rücktritt bekannt[4].
Wer direkt nach einer Wahl „umkippt“, muss damit rechnen, abgewählt zu werden
Die von Vielen als „Umfallerpartei“[5] titulierte FDP unter Stefan Birkner hat mit 4,7 % die 5 %- Hürde und damit den Einzug in den niedersächsischen Landtag verpasst. Sie verlor sogar 2,8 Prozentpunkte gegenüber der letzten Wahl[6]. Das entspricht einem Verlust von mehr als einem Drittel der bisherigen Stimmen. Nach gut zwei Jahrzehnten ist sie erstmals nicht mehr dabei.
Wieder nicht den Einzug ins Parlament schaffte Die Linke mit nur 2,7 % der Stimmen und damit einem Verlust von 1,9 Prozentpunkten gegenüber der letzten Wahl. Spitzenkandidatin war Jessica Kaußen.
Nur 6,53 % der Niedersachsen für olivgrün
Von den Systemparteien haben nur die Grünen an Stimmen zugelegt. Als Spitzenkandidaten angetreten waren Christian Meyer und Julia Hamburg. Gegenüber der letzten Landtagswahl kamen sie gemäß des vorläufigen amtlichen Endergebnisses auf 14,5 % der Stimmen und legten damit um 5,8 % zu[7]. Das entspricht gemäß der korrekten Berechnung von Ralf Ludwig zufolge gerade einmal 6,53 % der niedersächsischen Bewohner. Damit kann das von Weil angestrebte neue Koalitionsbündnis wunschgemäß zustande kommen.
Rechtsanwalt Ralf Ludwig rückt die Zahlen ins rechte Licht:
„Das bedeutet, dass 21,5* Prozent der Bewohner Niedersachsens als politische Mehrheit über die restlichen 78,5 Prozent bestimmen.“ [8]
Alternative nun auch im Westen angekommen
Deutlich an Stimmen zulegt hat die Alternative für Deutschland (AfD) mit 10,9 % der Stimmen und somit einem Plus von 4,7 %[9]. Als Spitzenkandidat war hier der Arzt Stefan Marzischewski-Drewes angetreten. Während zweistellige Ergebnisse bislang dem Osten von Deutschland vorbehalten schienen, hat die stärkste deutsche Oppositionspartei nun auch den Westen erobert. Neben den Grünen muss man sie also als den echten Wahlgewinner bezeichnen. Beide Parteien verdoppelten die Zahl ihrer Sitze: die Grünen von 12 auf 24, die AfD von 9 auf 18[10].
Kleinstpartei dieBasis regional zum Teil über 2 % der Stimmen
Unter den Kleinstparteien mit insgesamt 5,7 % der Stimmen entfielen 1,3 % der Erst- und 1,0 % der Zweitstimmen[11] auf die 2020 gegründete und vor allem für ihre Kritik an den Corona-Maßnahmen bekannte Partei dieBasis – Basisdemokratische Partei Deutschland.
In einzelnen Wahlkreisen konnte die Basistas deutlich mehr Stimmen als im Landesdurchschnitt holen, so etwa 1,5 % der Erst- und 1,1 % der Zweitstimmen im Wahlkreis Lehrte oder sogar 2,1 % bzw. 1,4 % im Wahlkreis Gifhorn Süd. In Peine erreichten sie 2,1 % bzw. 1,7 der Stimmen[12].
Auf den ersten fünf Listenplätzen angetreten waren Christian Bahr (Kreisverband Harburg), Thomas Mittag (Kreisverband Peine), Marita Draheim (Kreisverband Peine), Sabine Römer (Kreisverband Lüchow-Dannenberg-Lüneburg) sowie Andreas Janus (Kreisverband Hameln-Pyrmont-Holzminden)[13].
Sicher dürfte die aktuelle „Schlammschlacht“ an der Parteispitze bessere Ergebnisse verhindert haben. Die Auseinandersetzung zwischen der Doppelspitze der Rechtsanwälte Viviane Fischer und Dr. Reiner Füllmich wurde von verschiedenen Medien offenbar als willkommenes „Kanonenfutter“ kurz vor der aktuellen Wahl genutzt, um Hetze gegen den Corona-Ausschuss[14] und auch die Partei [15] auszuschütten. Wessen Vorwürfe gegen den jeweils Anderen sich am Ende als tragfähig zeigen werden, wird wohl die Zukunft zeigen.
Die Straße kämpft weiter
Vergangenen Samstag, 08.10.2022, waren die AfD und dieBasis noch zusammen gegen die aktuelle Regierungspolitik auf die Straße gegangen. Siehe hier.
Am Montag, 10.10.2022 trafen sich am Kröpcke, dem Zentrum von Hannover, gut 120 Spaziergänger, um an den „Mondays for Future“ gegen die aktuelle Politik zu demonstrieren und auch Kritik an der jüngsten Wahl zu äußern. So äußerte sich Martin [Nachname ist der Redaktion bekannt] von Querdenken-511 Hannover als Organisator des heutigen Spaziergangs unter anderem wie folgt:
„Der offene Debattenraum ist ja in diesem Land offenbar massiv eingeschränkt. Es hat nichts mit Demokratie zu tun, wenn Menschen täglich durch gleichgeschaltete Medienpropaganda manipuliert werden und dann anschließend im Ergebnis gegen die eigenen Interessen wählen. Und das ist jetzt wieder passiert.“
Melle einigt sich auf gemeinsame Forderungen an die Politik
Daraufhin verwies er auf die Ergebnisse der überregionalen Vereinbarung in Melle bei Bielefeld vor 14 Tagen (siehe hier). Hier hatten Ärzteverbände, Rechtsanwälte, Bürgerbewegungen und diverse Initiativen zusammen getagt, um sich auf drei wichtige Forderungen zu einigen:
- Politiker müssen für ihre Fehler haften
- Vetorecht der Bürger gegen Entscheidungen und Gesetzesentwürfe der Politik. „Das wäre ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Basisdemokratie, so ein bisschen nach Schweizer Vorbild.“
- Erhalt des Bargelds. „Bargeld ist Freiheit. Wenn es kein Bargeld mehr gibt; wenn es nur eine zentral gesteuerte Währung, die wir nur über unser Handy abrufen können, gibt, ist da einer Diktatur der Weg offen. Damit kann man mit uns machen, was man will, kann den Menschen das Geld abschalten; man kann das Geld zeitlich befristen; man kann gewisse Ausgaben sperren. Da muss man nur ein bisschen Fantasie haben. Da merkt man ganz schnell, was mit einer digitalen, zentral gesteuerten Währung alles möglich wäre.“
Deutschlandweite Frontbanner
Diese drei Forderungen werde man nun bundesweit als Frontbanner vor sich hertragen und damit diese Forderungen an die Politik stellen. Außerdem forderte Martin, dass sämtliche Coronamaßnahmen sofort zu beenden seien oder wirkliche wissenschaftliche Beweise für deren Notwendigkeit vorgelegt würden. Auf den Bannern wurden auch dien freie Impfentscheidung für alle gefordert.
Ebenfalls vor Ort waren Teilnehmer von „Christen im Widerstand“, der „Freien Linken“ sowie der hannoversche „Walk to Freedom“. Ungefähr eine halbe Stunde später setzte sich der Zug dann mit Plakaten, Transparenten und Musik durch die Stadt in Bewegung. Immer wieder wurden Anwohner auf die Demonstranten aufmerksam und steckten ihre Köpfe aus den Fenstern.
Klare Kante gegen die Energiepreisexplosion
Wiederholt skandierten die Teilnehmer „Weil muss weg“ bzw. „Lauterbach muss weg.“ Auch wurden wiederholt rechtsstaatliche Gerichtsverfahren gegen die „mutmaßlichen Straftäter“ Weil, Lauterbach, Habeck und andere gefordert. Diese würden „offensichtlich gegen unser aller Interessen arbeiten.“ Dies würde mittlerweile jeder an den Strom- und Gasrechnungen in seinen Briefkästen merken.
„Und daran ist nicht Herr Putin schuld. Unsere Regierung führt uns damit sehenden Auges in den Ruin. Dagegen stehen wir auf.“
Weiter wurde gefordert:
„Wir möchten eine echte Demokratie. Wir möchten unsere Grundrechte zurück, und wir möchten, dass die Corona-Maßnahmen per Gesetz beendet werden.“
Gegen 19:40 Uhr waren die Spaziergänger dann zurück am Kröpcke. Nach einer weiteren Rede näherte sich die Veranstaltung dann ihrem Ende.
Der Demonstrationszug wurde die gesamte Zeit von einem Mannschaftswagen der Polizei sowie diversen Polizisten begleitet. Dabei war alles friedlich, und es gab keine Zwischenfälle.
Auch zukünftig werde man sich jeden Montag um 18:00 Uhr an der Kröpcke-Uhr zum gemeinsamen Spaziergang treffen. Ziel sei es Martin zufolge, immer wieder Menschen aufzuwecken und über das aufzuklären, was wirklich in unserem Land passiere.
„Vorher wird sich wahrscheinlich gar nichts ändern. Das Ganze funktioniert nur mit einer Mehrheit. Das Ganze funktioniert nur, wenn wir die Menschen in unserem Lande mitnehmen.“
[1] https://t.me/RA_Ludwig/6759
[2] „Niedersachsen hat gewählt“ auf „landtag-niedersachsen.de“ vom 10.10.2022 um 00:45 Uhr. Aufzurufen unter https://www.landtag-niedersachsen.de/landtagswahl-2022/, zuletzt aufgerufen am 10.10.2022.
[3] „Niedersachsen hat gewählt“ auf „landtag-niedersachsen.de“ vom 10.10.2022 um 00:45 Uhr. Aufzurufen unter https://www.landtag-niedersachsen.de/landtagswahl-2022/, zuletzt aufgerufen am 10.10.2022.
[4] „Nach schlechtem CDU-Ergebnis: Althusmann kündigt Rücktritt an“ auf „ndr.de“ vom 09.10.2022 um 20:21 Uhr. Aufzurufen unter https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/landtagswahl_2022/Nach-schlechtem-CDU-Ergebnis-Althusmann-kuendigt-Ruecktritt-an,landtagswahl4602.html, zuletzt aufgerufen am 10.10.2022.
[5] Siehe z. B. „Diskussion um Impfpflicht: Bekommt die FDP nun Image einer „Umfallerpartei“?“ auf „de.style.yahoo.com“ vom 06.12.2021. Aufzurufen unter https://de.style.yahoo.com/diskussion-um-impfpflicht-bekommt-fdp-074807249.html, zuletzt aufgerufen am 10.10.2022.
[6] „Niedersachsen hat gewählt“ auf „landtag-niedersachsen.de“ vom 10.10.2022 um 00:45 Uhr. Aufzurufen unter https://www.landtag-niedersachsen.de/landtagswahl-2022/, zuletzt aufgerufen am 10.10.2022.
[7] „Niedersachsen hat gewählt“ auf „landtag-niedersachsen.de“ vom 10.10.2022 um 00:45 Uhr. Aufzurufen unter https://www.landtag-niedersachsen.de/landtagswahl-2022/, zuletzt aufgerufen am 10.10.2022.
[8] https://t.me/RA_Ludwig/6759
[9] „Niedersachsen hat gewählt“ auf „landtag-niedersachsen.de“ vom 10.10.2022 um 00:45 Uhr. Aufzurufen unter https://www.landtag-niedersachsen.de/landtagswahl-2022/, zuletzt aufgerufen am 10.10.2022.
[10] „Grüne und AfD verdoppeln Sitzzahl“ auf „taz.de“ vom 10.10.2022 um 09:45 Uhr. Aufzurufen unter https://taz.de/Ergebnisse-der-Niedersachsenwahl/!5886675/, zuletzt aufgerufen am 10.10.2022.
[11] „Wahlergebnisse in Niedersachsen“ auf „wahlen.statistik.niedersachsen.de“ vom 09.10.2022. Aufzurufen unter https://wahlen.statistik.niedersachsen.de/LW2022/, zuletzt aufgerufen am 10.10.2022.
[12] „Wahlergebnisse in Niedersachsen“ auf „wahlen.statistik.niedersachsen.de“ vom 09.10.2022. Aufzurufen unter https://wahlen.statistik.niedersachsen.de/LW2022/, zuletzt aufgerufen am 10.10.2022.
[13] „Wir sind dieBasis – Partei Landesverband in Niedersachsen“. auf „diebasis-niedersachsen.de“. Aufzurufen unter https://diebasis-niedersachsen.de/, zuletzt aufgerufen am 11.10.2022.
[14] Siehe z. B. Artur Oberhofer „Die Schlammschlacht“ auf „tageszeitung.it“ vom 02.10.2022 um 04:44 Uhr. Aufzurufen unter https://www.tageszeitung.it/2022/10/02/die-schlammschlacht-11/, zuletzt aufgerufen am 10.10.2022.
[15] Ruth Schneeberger „Corona-Sammelklage und Die Basis: „Eine dreiste Lügengeschichte““ auf „berliner-zeitung.de“ vom 23.09.2022 um 17:23 Uhr. Aufzurufen unter https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/pandemie-betrugsvorwuerfe-reiner-fuellmich-und-viviane-fischer-spendengelder-klagen-gegen-christian-drosten-und-lothar-wieler-corona-sammelklage-und-die-basis-eine-dreiste-luegengeschichte-li.270045, zuletzt aufgerufen am 10.10.2022.