Kurz­check: Unfall­ver­si­che­rung der WGV (Stand 06.2020)

Der aktu­el­le Unfall­ta­rif der WGV (Würt­tem­ber­gi­sche Gemein­de-Ver­si­che­rung) mit Stand 06.2020 steht in den Pro­dukt­va­ri­an­ten BASIS‑, OPTIMAL- und PLUS-Tarif zur Ver­fü­gung. Der Anbie­ter bewirbt sei­nen Tarif mit einem „guten Preis-Leis­tungs-Ver­hält­nis“[1] Auf „Trust­pi­lot“ zeich­net sich das Unter­neh­me vor­ran­gig durch 91 Pro­zent von 106 Bewer­tun­gen mit „unge­nü­gend“ aus, wobei immer wie­der Pro­ble­me mit der Scha­den­re­gu­lie­rung und dem Ser­vice benannt wer­den. Die Bewer­tun­gen schei­nen sich aller­dings über­wie­gend auf die Kfz-Spar­te zu bezie­hen[2] und sind damit nicht zwin­gend auch auf die Unfall­ver­si­che­rung übertragbar.

© 2021 Cri­ti­cal News — Screen­shot „Trust­pi­lot“ vom 16.01.2021 um 20:15 Uhr

Die „genann­ten Kenn­zah­len und Pro­dukt­merk­ma­le sind in die­ser Form nicht zutref­fend und spie­geln daher die Pri­va­te Unfall­ver­si­che­rung der WGV nicht adäquat wider.“ Dem Ver­si­che­rer wur­de die Mög­lich­keit ein­ge­räumt, abwei­chend ande­re unab­hän­gi­ge Quel­len zur Qua­li­tät der Scha­den­re­gu­lie­rung und Ser­vice­qua­li­tät zu lie­fern. Bis Redak­ti­ons­schluss lagen die­se nicht vor. Der Ver­si­che­rer selbst weist dar­auf hin, dass die WGV regel­mä­ßig in unab­hän­gi­gen Test­be­rich­ten aus­ge­zeich­net wer­de und benennt hier­zu eine Aus­wahl von Vergleichern.

Kei­ne Benchmark

In der Unfall­ver­si­che­rung zur Aus­wahl ste­hen die Pro­gres­si­ons­mo­del­le 225%, 350% bzw. 500%, jeweils mit oder ohne Mehr­leis­tung ab einem Inva­li­di­täts­grad von min­des­tens 75 Pro­zent. Sofern sich der Kun­de für den PLUS-Tarif ent­schei­det, sind vie­le Leis­tun­gen dabei, die über dem Markt­durch­schnitt lie­gen, auch wenn es gera­de auf dem Mak­ler­markt durch­aus leis­tungs­stär­ke­re Tari­fe mit noch wei­ter­ge­hen­den Leis­tun­gen gibt.

© 2021 Cri­ti­cal News — Ober­schen­kel­hals­brü­che ohne Nach­weis der Unfall­ur­säch­lich­keit versichert 

Optio­nal bie­tet der Ver­si­che­rer auch eine Inva­li­di­täts-Zusatz­ver­si­che­rung von Kin­dern bis maxi­mal 16 Jah­ren (KIZ) an mit Leis­tun­gen sowohl bei Inva­li­di­tät als auch Unfall, sofern der dadurch resul­tie­ren­de Grad der Behin­de­rung (GdB) min­des­tens 50 beträgt. Der Leis­tungs­um­fang des Tarifs KIZ beinhal­tet unter ande­rem einen Aus­schluss für Inva­li­di­tät, die grund­sätz­lich ganz oder über­wie­gend ein­ge­tre­ten ist auf­grund von Neu­ro­sen, Per­sön­lich­keits- und Ver­hal­tens­stö­run­gen sowie von Psy­cho­sen oder Oligophrenie.

Aus­ge­wähl­te Vor­tei­le des PLUS-Tarifs, Stand 06.2020

  • Mit­ver­si­che­rung von Unfäl­len infol­ge von Eigen­be­we­gun­gen ein­schließ­lich Bauch- und Unter­leibs­brü­chen, aller­dings ohne Schä­den durch Eigen­be­we­gun­gen an Menisken
  • Kür­zung des Pro­zent­sat­zes vom Inva­li­di­täts­grad (nicht der Leis­tung) ab einem Mit­wir­kungs­an­teil von 60 Pro­zent durch Erkran­kun­gen oder Gebrechen
  • Bei zunächst gering­fü­gig erschei­nen­den oder nicht erkenn­ba­ren Unfall­fol­gen liegt kei­ne Oblie­gen­heits­ver­let­zung vor, wenn Sie oder die ver­si­cher­te Per­son erst dann einen Arzt hin­zu­zie­hen, wenn der wirk­li­che Umfang erkenn­bar wird (Gering­fü­gig­keits­klau­sel)
  • ver­bes­ser­te Mel­de­fris­ten gegen­über den aktu­el­len Mus­ter­be­din­gun­gen des GDV (24 Mona­te für den Ein­tritt einer bedin­gungs­ge­mä­ßen Inva­li­di­tät, 36 Mona­te für die ärzt­li­che Fest­stel­lung der Inva­li­di­tät sowie die Gel­tend­ma­chung beim Versicherer)
  • Ver­bes­ser­te Glie­derta­xe mit fest­ge­leg­ten Inva­li­di­täts­gra­den auch für den unfall­be­ding­ten Ver­lust benann­ter inne­rer Organe
  • Über­nah­me unfall­be­ding­ter kos­me­ti­scher Ope­ra­ti­ons­kos­ten inklu­si­ve Ersat­zes natür­li­cher Zäh­ne bis 50.000 Euro, nicht jedoch von Zahn­ersatz (Brü­cken, Kro­nen, Stift­zäh­ne, Gebis­se und Implantate)
  • Mit­ver­si­che­rung von Unfäl­len infol­ge von Bewusst­seins­stö­run­gen infol­ge von Dia­be­tes (Zucker­schock), Herz­in­farkt, Schlag­an­fall, Über­mü­dung Schlaf­wan­del, Ein­schla­fen infol­ge der Über­mü­dung, Trun­ken­heit (beim Füh­ren von Kfz aller­dings nur wenn der Blut­al­ko­hol­ge­halt unter 1,1 Pro­mil­le liegt) sowie bei Ein­nah­me ärzt­lich ver­ord­ne­ter Medi­ka­men­te und unge­woll­ter Ein­nah­me von K.O.-Tropfen. Wer­den Medi­ka­men­te ohne ärzt­li­che Anord­nung ein­ge­nom­men, so sind Unfäl­le infol­ge dadurch resul­tie­ren­der Bewusst­seins­stö­run­gen nicht versichert.
  • Mit­ver­si­chert sind Unfäl­le der ver­si­cher­ten Per­son durch epi­lep­ti­sche Anfäl­le oder sons­ti­ge Krampf­an­fäl­le.
  • Leis­tung einer ver­si­cher­ten Unfall­ren­te bis 6 Mona­te nach dem Tod der ver­si­cher­ten Person
  • Ver­gif­tun­gen infol­ge Ein­nah­me fes­ter oder flüs­si­ger Stof­fe durch den Schlund (Ein­gang der Spei­se­röh­re) inklu­si­ve Nah­rungs­mit­tel­ver­gif­tun­gen unab­hän­gig vom Alter der ver­si­cher­ten Person
  • Ober­schen­kel­hals­frak­tu­ren gel­ten unab­hän­gig von der Ursa­che als mit­ver­si­chert, dies gilt nicht für Frak­tu­ren der Arme.

Aus­ge­wähl­te Nach­tei­le des PLUS-Tarifs, Stand 06.2020

  • Kei­ne bedin­gungs­sei­ti­ge Garan­tie, dass nicht zum Nach­teil des Ver­si­che­rungs­neh­mers von den unver­bind­li­chen Mus­ter­be­din­gun­gen des GDV abge­wi­chen wird (GDV-Garan­tie)
  • Inno­va­ti­ons­klau­sel zeit­lich auf 5 Jah­re befris­tet. „Nach Ablauf der fünf Jah­re gel­ten wie­der aus­schließ­lich die in der vor­lie­gen­den Fas­sung ver­ein­bar­ten Bedingungen“
  • Leicht ver­bes­ser­te Immun­klau­sel mit 3 Mona­ten War­te­zeit ab Ver­trags­be­ginn, aller­dings ein­ge­schränkt nur für die fol­gen­den Infek­ti­ons­krank­hei­ten: Brucel­lo­se, Cho­le­ra, Diph­the­rie, Drei­ta­ge­fie­ber, Fle­cken­fie­ber, Gelb­fie­ber, Lepra, Mala­ria, Para­ty­phus, Pest, Pocken, Schlaf-/Tset­se-Krank­heit, Tularä­mie (Hasen­pest) und Typhus sowie für Früh­som­mer-Menin­gi­tis (FSME) oder Lyme-Bor­re­lio­se durch einen Zecken­biss. Aus­schließ­lich für FSME und Lyme-Bor­re­lio­se gilt eine leicht ver­bes­ser­te Mel­de­frist: Ein­tritt der infek­ti­ons­be­ding­ten Inva­li­di­tät inner­halb von 36 anstatt 24 Mona­ten nach dem Zecken­biss und ärzt­li­che Fest­stel­lung sowie Gel­tend­ma­chung beim Ver­si­che­rer inner­halb von 39 Mona­ten anstatt 36 Mona­ten ab dem Unfall­ereig­nis. Pro­ble­ma­tisch bleibt der Nach­weis, wann genau das Unfall­ereig­nis (z.B. ein Zecken­biss im hei­mi­schen Gar­ten oder Wald­kin­der­gar­ten) ein­ge­tre­ten ist. Für ande­re mit­ver­si­cher­te Infek­tio­nen besteht kei­ne ver­bes­ser­te Mel­de­frist, so dass auch hier das jewei­li­ge Unfall­ereig­nis (z.B. die Über­tra­gung von Mala­ria durch eine Tse-Tse-Flie­ge) nach­zu­wei­sen ist. Teil­wei­se beträgt die Inku­ba­ti­ons­zeit (z.B. bei Mala­ria quart­ana) von Mala­ria meh­re­re Jah­re[3], so dass der Ver­si­che­rungs­schutz im Zwei­fel ins Lee­re lau­fen kann.
  • Mit­ver­si­che­rung von Impf­schä­den nur gegen die benann­ten Infek­tio­nen und nur, sofern die­se „gesetz­lich vor­ge­schrie­ben und ärzt­lich ange­ord­net“ sind. Da die meis­ten Imp­fun­gen frei­wil­lig erfol­gen, der­zeit aus­ge­nom­men etwa grund­sätz­lich der Imp­fung gegen Masern für z.B. schul­pflich­ti­ge Kin­der und Per­so­nal von Kin­der­gär­ten, läuft die Leis­tungs­er­wei­te­rung in der Pra­xis weit­ge­hend ins Leere
  • Sub­si­diä­re Über­nah­me von Dekom­pres­si­ons­kam­mer­kos­ten nur nach Tauch­un­fäl­len. Nicht ver­si­chert sind Dekom­pres­si­ons­kam­mer­kos­ten aus ande­ren Grün­den (z.B. Dekom­pres­si­ons­kam­mer­be­hand­lun­gen nach einer Koh­len­mon­oxyd­ver­gif­tung oder Gas­brand-Infek­ti­on) oder die Kos­ten für den Trans­port zu einer Kom­pres­si­ons­kam­mer. Mehr zum The­ma sie­he z.B. Risi­ko & Vor­sor­ge Heft 1 – 2018, S. 22 – 24.
  • Kei­ne Mit­ver­si­che­rung von Unfäl­len infol­ge von Bewusst­seins­stö­run­gen infol­ge von Wit­te­rungs­be­din­gun­gen oder Kreislaufstörungen
  • Kei­ne Mit­ver­si­che­rung von Infek­tio­nen infol­ge des plötz­li­chen Ein­sprit­zens von Erre­gern durch Augen, Mund oder Nase oder durch Anhus­ten oder Anniesen
  • Kei­ne Mit­ver­si­che­rung von sta­tio­nä­ren Desen­si­bi­li­sie­rungs­maß­nah­me auf­grund all­er­gi­scher Reak­tio­nen nach Tier- oder Insek­ten­sti­chen/-bis­sen
  • Kei­ne Mit­ver­si­che­rung von Nach­hil­fe­geld für Kin­der bei unfall­be­ding­ter Schulunfähigkeit
  • Kein aus­drück­li­cher Ver­zicht auf eine Ope­ra­ti­ons­pflicht zur Scha­den­min­de­rung

[1] „GIPS NUR IM DOPPELPACK: DIE NEUE UNFALLVERSICHERUNG DER WGV.“ in Druck­stück Nr. 4000−2301.0720 DHW, S. 14. Auf­zu­ru­fen unter https://www.wgv.de/docs/infobrochuere/unfall.pdf, zuletzt auf­ge­ru­fen am 15.01.2021 um 18:48 Uhr

[2] „www.wgv.de“ auf „trust​pi​lot​.com“. Auf­zu­ru­fen unter https://​de​.trust​pi​lot​.com/​r​e​v​i​e​w​/​www.wgv.de, zuletzt auf­ge­ru­fen am 16.01.2021 um 20:15 Uhr.

[3] „Mala­ria: Sym­pto­me“ in „Apo­the­ken Rund­schau“ vom 31.01.2018. Auf­zu­ru­fen unter https://​www​.apo​the​ken​-umschau​.de/​I​n​f​e​k​t​i​o​n​/​M​a​l​a​r​i​a​-​S​y​m​p​t​o​m​e​-​1​4​9​8​4​7​_​3​.​h​tml, zuletzt auf­ge­ru­fen am 16.01.2021 um 19:24 Uhr.

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