Die Zurich berichtet mit Pressemitteilung vom 28.12.2020 von einer Sonderumfrage von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland. Als kleine Unternehmen zählte die Studie solche zwischen einem und neun Mitarbeitern, als mittlere solche zwischen 10 und 49 Mitarbeitern. Als größere Unternehmen wurden solche zwischen 50 und 250 Mitarbeitenden zusammengefasst.
Unter den befragten KMU befürchten 71 Prozent für 2021 höhere Abgaben und Steuern infolge der Corona-Schuldenbelastung. Mehr als zwei Drittel (70 Prozent) erwarten eine Wiederbelebung der Wirtschaft. Bei satten 41 Prozent der befragten Unternehmen haben die Corona-Maßnahmen des Jahres 2021 das Vertrauen in die Politik beschädigt.
Laut Zurich seien kleine und mittelständische Unternehmen das Herz der deutschen Wirtschaft. Wie gehen diese Unternehmen mit der Corona Pandemie um und wie schätzen sie mit Blick auf das Jahr 2021 den weiteren wirtschaftlichen Verlauf in der Krise ein? Diese Fragen stellte die Zurich Versicherung Deutschland zusammen mit dem Marktforschungsinstitut HEUTE UND MORGEN GmbH kurz vor dem zweiten Lockdown im Rahmen einer Umfrage unter KMU in Deutschland.
Mehrheit erwartete für 2021 positive Wirtschaftsaussichten
Der Untersuchung zufolge würden KMU die wirtschaftliche Entwicklung 2021 mehrheitlich optimistisch einschätzen.
Die Hoffnung ruhe auf der Wirksamkeit der Covid-19 Impfstoffe. Im Vertrauen darauf blickte die große Mehrheit der Befragten (70 Prozent) optimistisch auf die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung des Jahres 2021: 45 Prozent der Befragten erwarten eine leichte Wiederbelebung der Wirtschaft insgesamt, jeder Vierte (26 Prozent) glaubte sogar an eine deutliche Wiederbelebung. Knapp jeder Dritte (30 Prozent) sei dagegen skeptisch und glaubte noch nicht an eine signifikante Erholung der Wirtschaft.
Gibt Einbruch des Aktienkurses von BioNTech Skeptikern recht?
Nachdem seit dem 26.12.2020 die ersten Impfungen mit dem von den Medien gehypten mRNA-Impfstoff von BioNTech / Pfizer in Deutschland und zuvor bereits in Großbritannien begonnen hatten, dürfte bei vielen der hier noch als Optimisten benannten Unternehmen eine gewisse Ernüchterung eingetreten sein. Todesfälle und partielle Gesichtslähmungen im Zusammenhang mit einer Impfung gegen Covid-19 dürften nicht dazu angetan sein, Vertrauen zu gewinnen.
Siehe hierzu unter anderem folgende Artikel auf Critical News:
Diese Bewertung zeigt sich auch im Verlauf des aktuellen Börsenkurses von BioNTech[1].
Die oben beschriebene, eher skeptische Einschätzung von befragten KMU spiegelte sich auch in der unternehmerischen Haltung zu möglichen Chancen der Pandemie wider: 38 Prozent sehen in der Krise einen Digitalisierungs-Beschleuniger. Einen Katalysator für gänzlich neue Trends sehen immerhin 18 Prozent aller Befragten. Eine besondere Chance in der Corona Pandemie für ihr vorhandenes Geschäftsmodell sehen rund 15 Prozent.
Sorge vor höheren Abgaben und Steuern
Besondere Sorge äußerten die Befragten in Bezug auf die Auswirkungen der staatlichen Schuldenlast infolge der Corona-Pandemie. 71 Prozent aller KMU äußerte die Sorge, dass die Schuldenlast in höheren Abgaben und Steuern münden könnte. „Es ist zu befürchten, dass das Zweite Corona-Steuerhilfegesetz, das Unternehmen eigentlich entlasten soll, zu kurz greift“, so Jawed Barna, Mitglied des Vorstands der Zurich Gruppe Deutschland und unter anderem auch zuständig für das KMU-Geschäft. „Mit dem Steuerhilfe-Gesetz wurde der Verlustrücktrag deutlich ausgeweitet. Allerdings wäre es gerade für die KMU-Unternehmen hilfreich, wenn Verluste nicht nur mit Gewinnen aus 2019, sondern auch mit denen aus 2018 verrechnet werden könnten.“
Am 30.11.2020 schrieb das „Handelsblatt“ hierzu:
„Die Coronapandemie hat die Wirtschaft erfasst. In der ersten Hälfte des Jahres 2020 ist die Volkswirtschaft so stark eingebrochen, wie zuletzt in der Nachkriegszeit.“[2]
Nicht weniger kritisch äußert sich auch die Website „die bayerische Wirtschaft“ hierzu:
„Die Staatsverschuldung wird in Deutschland aufgrund der mit der Corona-Krise verbundenen Zusatzausgaben und Einnahmeausfälle auf mindestens 81,4 Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt steigen – ein Anstieg um 21,6 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Das zeigt die Kurzstudie „Corona-Krise, Konjunkturprogramm und Staatsverschuldung“ der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., die das Institut der Deutschen Wirtschaft erstellt hat.“[3]
Berücksichtigt man, dass die „schwarze Null“, von der in den Vorjahren gerne werbewirksam gesprochen wurde, nur bedeutete, dass keine Neuverschuldung aufgenommen werden sollte, die alten Schulden jedoch erhalten blieben, so ist die Höhe der Neuverschuldung 2020 durchaus sehr kritisch zu hinterfragen. So hieß es bereits im September 2020 auf statista.com
„Die deutsche Staatsverschuldung beläuft sich auf rund 1,99 Billionen Euro. Die deutsche Staatsverschuldung ist in Folge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2007 stark gestiegen. Bei der Nettokreditaufnahme des Bundes wird seit 2014 eine „schwarze Null“ geschrieben, seitdem gab es im Bundeshaushalt keine Neuverschuldung.“[4]
Die absehbare Insolvenz vieler Unternehmen wird zwangsweise zu erheblichen Steuerausfällen führen und dürfte dazu führen, dass die öffentliche Infrastruktur in hohem Maße beschädigt wird. Ohne hinreichende Steuermittel lassen sich weder Kindergärten, Schulen und Universitäten noch Bibliotheken, Schwimmbäder und Krankenhäuser finanzieren. Gleiches gilt für Unterstützungszahlen an Arbeitslose, ALG-II-Empfänger, Bezieher von Kurzarbeitergeld und Selbstständige, die nach Schule oder Studium neu durchstarten wollen.
Skepsis beim Blick auf die Entscheidungen der Politik
Die Befürchtung vor höheren Abgaben und Steuern schlägt sich auch im Vertrauen in die Politik nieder. Hier zeigen sich die befragten KMU gespalten: 41 Prozent der Befragten geben laut Zurich an, dass sich ihr Politikvertrauen eher oder deutlich verringert hat. 17 Prozent äußerten dagegen ein eher gestärktes Vertrauen in die Politik, bei weiteren 3 Prozent wurde es deutlich gestärkt.
Dass die Politik weiterhin zu deutliche Eingriffe in das Marktgeschehen vornimmt, sieht mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Befragten kritisch, unter dem größeren Unternehmen mit 50 bis 250 Mitarbeitenden sogar 46 Prozent. Auch Inhaber bzw. Geschäftsführer (42 Prozent) sehen die staatlichen Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen kritischer als Freiberufler (30 Prozent).
Schwere Beschädigung demokratischer Entscheidungsprozesse
Mehr als jeder Dritte (35 Prozent) befürchtet zudem, dass im Umgang mit der Pandemie demokratische Entscheidungsprozesse beschädigt wurden. Hierzu passt Ein Bericht der 2020 News vom 31.12.2020, wonach ein deutscher Richter eine 190 seitige Verfassungsbeschwerde in Sachen Corona verfasst habe. Darin „rügt der Richter die Verletzung der allgemeinen Handlungsfreiheit, des allgemeinen Persönlichkeitsrechts, des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung, des Rechts auf Leben und körperliche Unversehrtheit, der Freiheit der Person, des Schutzes der Familie sowie der Menschenwürde. Ohne persönliche Betroffenheit rügt der Richter zudem die Verletzung der Religionsfreiheit, der Kunstfreiheit, der Versammlungsfreiheit, der Freizügigkeit, der Berufsfreiheit, der Unverletzlichkeit der Wohnung, der Eigentumsfreiheit und des Rechts auf Asyl.“[5]
33 Prozent der im Auftrag der Zurich befragten KMU befürchten, dass zu wenig in Ausbildung und Nachwuchsförderung investiert wird.
Auch das Thema Nachhaltigkeit bleibe in der Krise für die KMU relevant. Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) befürchtet, dass im Nachgang zu Corona vor allem Nachhaltigkeitsziele unter die Räder kommen. „Die Politik hat bereits Ansätze geliefert, Corona-Hilfen mit Nachhaltigkeitszielen zu kombinieren. Sicher wäre hier noch mehr möglich gewesen. Wichtig ist aber, dass beide Ziele nicht miteinander in Konkurrenz stehen, denn Nachhaltigkeit bietet auch für KMU einen Wettbewerbsvorteil“, so Barna.
Wie viele Unternehmen stehen vor dem Abgrund?
Ein Drittel der KMU Unternehmen ist unsicher, ob der Betrieb überlebt. Grundsätzlich sind sich zwei von drei Befragten (69 Prozent) darin einig, dass die Covid-19 Pandemie über ein gewöhnliches unternehmerisches Risiko hinausgeht und mit diesem Ausmaß niemand rechnen konnte.
So ziehen die Befragten laut Umfrage auch zahlreiche Register, um ihre Unternehmung wirtschaftlich gut durch die Pandemie zu navigieren. Jeder Dritte (30 Prozent) setzt Eigenkapital und Ersparnisse ein, ebenfalls rund ein Drittel (30 Prozent) reduziert die Fixkosten). 15 Prozent der Befragten geben an, dass sie Personal abbauen. Während 18 Prozent ihr Geschäftsmodell der Krise anpassen und erweitern, halten allerdings 41 Prozent keine besonderen Maßnahmen für erforderlich, um den Belastungen durch die Pandemie aktuell zu begegnen. Vor allem Kleinstbetriebe unter 10 Mitarbeitenden oder Freiberufler sahen keinen Anlass für besondere Maßnahmen. Größere KMU hingegen haben sich in der Krise eher angepasst: So haben 28 Prozent der größeren Unternehmen* ihr Geschäftsmodell erweitert, den Materialeinkauf optimiert oder Personal abgebaut.
Entsprechend halten es insgesamt 60 Prozent aller Befragten auch für wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich, dass ihr Unternehmen die Corona-Pandemie übersteht. Dem gegenüber steht aber die Sorge von rund einem Drittel aller Befragten (30 Prozent), die sich noch unsicher sind, ob die eigene Unternehmung die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie überlebt. Dies geben vor allem größere Unternehmen mit einer Anzahl an Mitarbeitenden zwischen 50 und 250 an (37 Prozent).
Quotierte Untersuchung als Datengrundlage
Die Studie wurde vom Marktforschungsinstitut HEUTE UND MORGEN GmbH im Auftrag der Zurich Gruppe Deutschland durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 305 kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland im Zeitraum vom 10. bis zum 16. Dezember 2020. Befragt wurden vorrangig Unternehmen aus dem Bau- und Baunebenhandwerk, dem Handwerk, dem Dienstleistungssektor, dem Handel und dem Produzierenden Gewerbe. Es handelt sich um eine quotierte Stichprobe von Unternehmen nach Anzahl der Mitarbeitenden.
Quelle: Basis ist eine Presseerklärung der Unternehmenskommunikation der Zurich Gruppe Deutschland. Diese wurde hier in Teilen bearbeitet und kommentiert.
Kontaktdaten zur Unternehmenskommunikation der Zurich Gruppe Deutschland
Bernd O. Engelien
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Mobil +49 (0) 172 810 3858
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[1] Der Aktionär, 01. 01.2021, https://www.deraktionaer.de/aktien/kurse/biontech-us09075v1026.html, zuletzt aufgerufen am 01.01.2021 um 21:43 Uhr
[2] Angelika Ivanov und Alina Ruge, So hoch ist die Staatsverschuldung in Deutschland, Handelsblatt, 19.10.2020 (letztes Update am 30.11.2020 um 17:05 Uhr). https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/staatsverschuldung-so-hoch-ist-die-staatsverschuldung-in-deutschland/26273814.html?ticket=ST-20909223-qyYleS1WijJVEdvcunRd-ap3, zuletzt aufgerufen am 01.01.2021 um 22:00 Uhr
[3] Andreas Ebersperger, Staatsverschuldung in Deutschland steigt auf über 81 Prozent in Relation zum BIP / Brossardt: „Finanzierungsbedarf liegt bei 411,9 Milliarden Euro in 2020“, vbw.bayern.de, https://www.vbw-bayern.de/vbw/Pressemitteilungen/Staatsverschuldung-in-Deutschland-steigt-auf-%C3%BCber-81-Prozent-in-Relation-zum-BIP‑5.jsp , zuletzt aufgerufen am 01.01.2021 um 22:15 Uhr
[4] J. Rudnicka, Statistiken zur Staatsverschuldung, Statista, 15.09.2020, https://de.statista.com/themen/90/staatsverschuldung/, zuletzt abgerufen am 01.01.2021 um 22:25 Uhr
[5] Deutscher Richter erhebt Verfassungsbeschwerde in Sachen Corona, 2020 News, https://2020news.de/deutscher-richter-erhebt-verfassungsbeschwerde-in-sachen-corona/, zuletzt aufgerufen am 01.01.2021 um 22:34 Uhr