Prof. Dr. Michael Esfeld, selbst Mitglied der Leopoldina, fordert deren Präsidenten, Prof. Dr. Gerald Haug, in einer Protestnote vom 08.12.2020 dazu auf, die Stellungnahme, in der ein harter Lockdown gefordert wird[1], zurückzuziehen. Esfeld ist Inhaber des Lehrstuhls für Wissenschaftsphilosophie der Universität von Lausanne.
Ergänzend zu seinem Anschreiben an Prof. Haug wäre zu ergänzen, dass die Stellungnahme der Leopoldina möglicherweise politisch gesteuert war. Dafür sprechen die Mitgliedschaft des Tierarztes Prof. Dr. Lothar Wieler als Präsident des direkt dem Gesundheitsministerium unterstehenden Robert-Koch-Institutes (RKI) sowie des Ehemannes der Bundeskanzlerin, Prof. Dr. Joachim Sauer, in der Leopoldina. Sowohl die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, der Bankkaufmann Jens Spahn als Gesundheitsminister als auch das Robert-Koch-Institut zeigen sich seit Beginn der Krise immer wieder als Befürworter eines Lockdowns.
Unterzeichnung von Drosten mit falschem akademischem Titel?
Zwar kein Mitglied der Leopoldina, aber Mitunterzeichner der Erklärung der Leopoldina ist der umstrittene Virologe Drosten, dessen akademischer Titel derzeit zunehmend hinterfragt wird[2]. Auch Drosten ist als Leiter der Charité für seine regierungskonforme Linie bekannt. Auch ist der von ihm entwickelte „Drosten-Test“ maßgeblich für die meisten politischen Maßnahmen im Rahmen der Corona-Krise verantwortlich.
Es stellt sich die Frage, weshalb nicht eine personell und unpolitisch unabhängige Stelle zur Beratung der Bundesregierung herangezogen wird. Inhaltlich glänzt die Stellungnahme der Leopoldina nicht mit Fakten, sondern mit den akademischen Titeln und Funktionen von deren Unterzeichnern.
Wenn die Leopoldina mit steigenden „Infektionszahlen“ argumentiert, verlässt sie selbst den wissenschaftlichen Konsens. Dass positive PCR-Tests keine Infektion nachweisen können, haben beispielhaft ein Berufsgericht in Lissabon vom 11.11.2020[3] oder das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen (Az. 13 B 1780/20.NE, Beschluss vom 26.11.2020 [4]) festgestellt und wurde auch schon in einem Leserbrief von Dr. med. Hans-Jürgen Scheurle an das „Deutsche Ärzteblatt“ vom 27.11.2020 thematisiert[5].
Auch der Verweis auf einen „Mund-Nasen-Schutz“ als wirksames Mittel ist eher als politische Stellungnahme, denn als wissenschaftliche Empfehlung anzusehen. Immerhin gibt es diverse Studien und Stellungnahmen, die belegen oder zumindest nahelegen, dass das Maskentragen eher psychische[6] und physische[7] Risiken[8] birgt als dass es gegen die Ausbreitung von Viren schützt.
Bisher Erfolgsergebnisse der Corona-Warn-App?
Politisch motiviert erscheint auch folgende Stellungnahme der Leopoldina: „Die Corona-Warn-App sollte in ihrer Funktionalität zum Beispiel durch die Ermöglichung freiwilliger Datenspenden der Nutzerinnen und Nutzer erweitert werden. Wünschenswert wäre darüber hinaus, mittels der Lokalisierungsfunktion des Smartphones schnell die örtliche Inzidenz und die geltenden Verhaltensregeln sehen zu können.“ (Seite 5) Die Forderung zeigt vielmehr wieder einmal auf, dass keine überprüfbaren wissenschaftlichen Fakten vorgetragen werden, die belegen, dass die mit Millionen von Steuergeldern finanzierte Corona-Warn-App bislang irgendeinen effektiven Nutzen gehabt hätte. Offenbar geht es hier eher darum, eine dauerhafte stärkere Kontrolle der Menschen zu erreichen, die sicher nicht nach dem Ende der „Pandemie“ ein Ende finden dürfte.
Populistische Empfehlung von Impfstoffen im Sinne der Regierungslinie
Unkritisch stellt die Leopoldina ein Ende der Maßnahmen erst durch helfende Impfstoffe in Aussicht. Auf mögliche Nebenwirkungen – siehe etwa https://critical-news.de/neue-arzthaftpflichtversicherung-des-hdi-und-versicherungsschutz-nun-auch-fuer-impfung-gegen-covid-19/ – wird nicht eingegangen. Soll so die angestrebte „Aufklärungsarbeit“ von z.B. Arbeitgebern, Krankenkassen sowie zilvilgesellschaftlichen Organisationen aussehen?
Wissenschaftlich angezeigt wäre auch ein Verweis auf die WHO gewesen, die ausdrücklich vor den negativen Folgen landesweiter Lockdowns gewarnt hat.[9]
Das vollständige Anschreiben von Prof. Dr. Michael Esfeld
„Sehr geehrter Herr Kollege Haug,
Mit Bestürzung habe ich die heute veröffentlichte Stellungnahme der Leopoldina zur Kenntnis genommen, in der es heißt:
„Trotz Aussicht auf einen baldigen Beginn der Impfkampagne ist es aus wissenschaftlicher Sicht unbedingt notwendig, die weiterhin deutlich zu hohe Anzahl an Neuinfektionen durch einen harten Lockdown schnell und drastisch zu verringern.“
Diese Stellungnahme verletzt die Prinzipien wissenschaftlicher und ethischer Redlichkeit, auf denen eine Akademie wie die Leopoldina basiert. Es gibt in Bezug auf den Umgang mit der Ausbreitung des Coronavirus keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die bestimmte politische Handlungsempfehlungen wie die eines Lockdowns rechtfertigen. Wir haben es mit der üblichen Situation einer wissenschaftlichen Kontroverse zu tun, in der verschiedene Standpunkte mit Gründen vertreten werden:
• Innerhalb des engeren Kreises der Experten von Virologie und Epidemiologie ist die Strategie zum Umgang mit der Ausbreitung des Coronavirus umstritten. Der Seite von Virologen und Epidemiologen, die scharfe politische Maßnahmen fordern, steht eine andere Seite von Virologen und Epidemiologen gegenüber, die mit Gründen einen nur auf die Risikogruppen fokussierten Schutz empfehlen, ausgedrückt zum Beispiel in der von führenden Medizinern verfassten Great Barrington Declaration.
• Im weiteren Kreis der Wissenschaftler ist höchst umstritten, ob der Nutzen scharfer politischer Maßnahmen wie ein Lockdown die dadurch verursachten Schäden aufwiegt –und zwar Schäden an zukünftigen Lebensjahren, die in Deutschland und anderen entwickelten Ländern infolge eines Lockdown verloren gehen, Todesfälle durch einen erneuten Anstieg der Armut in den Entwicklungsländern usw. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien, gemäß denen den verlorenen Lebensjahren den maximal erreichbaren Nutzen geretteter Lebensjahre um ein Vielfaches übersteigen werden.
•Ethisch gibt es insbesondere in der auf Immanuel Kant zurückgehenden Tradition Gründe, grundlegende Freiheitsrechte und die Würde des Menschen auch in der gegenwärtigen Situation für unantastbar zu halten. Zur Würde des Menschen gehört dabei insbesondere die Freiheit, selbst entscheiden zu dürfen, was die jeweilige Person als ein für sie würdiges Leben erachtet und welche Risiken sie für diesen Lebensinhalt einzugehen bereit ist in der Gestaltung ihrer sozialen Kontakte.
In einer solchen Situation wissenschaftlicher und ethischer Kontroverse sollte die Leopoldina ihre Autorität nicht dazu verwenden, einseitige Stellungnahmen zu verfassen, die vorgeben, eine bestimmte politische Position wissenschaftlich zu untermauern. Ich möchte Sie daher höflichst bitten, die entsprechende Stellungnahme umgehend als Stellungnahme der Leopoldina zurückzuziehen.“[10]
[1] https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2020_12_08_Stellungnahme_Corona_Feiertage_final.pdf
[2] Siehe beispielhaft https://corona-transition.org/causa-drosten-wird-gerichtsverfahren-uni-frankfurt-raumt-falschaussage-zur: „Für Prof. Christian Drosten wird es eng: Der auf Wissenschaftsbetrug spezialisierte Wissenschaftler Dr. Markus Kühbacher hat auf Twitter bestätigt, dass die Causa Drosten nun die Gerichte beschäftigen wird. Vorausgegangen waren falsche Tatsachenbehauptungen seitens der Goethe Universität Frankfurt zum sogenannten Revisionsschein. Dieser war bislang der einzige Beleg dafür, dass Prof. Christian Drosten seine Dissertation fristgemäss eingereicht haben könnte.“
[3] https://tribunal-relacao.vlex.pt/vid/851822033?_ga=2.155956985.353358071.1605737091 – 350727261.1605737091
[4] https://www.ckb-anwaelte.de/download/2020000931JHJH1093-Oberverwaltungsgericht_Land_Nordrhein-Westfalen_2.pdf. Seite 2: “ Der Senat verweist bzgl. der Bestätigung, dass, wie diesseits umfassend erläutert, der PCR-Test keine Infektiosität belegt, auf Ausführungen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.“
[5] https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=216905: „PCR-Tests sagen weder etwas darüber aus, ob ein Mensch krank noch ob er infektiös ist, d. h. andere mit COVID-19 anstecken kann. Sie stützen allein die Diagnostik bei bereits bestehender Erkrankung. Da ein positiver Test weder gleich Infektion noch gleich Erkrankung ist, müsste es in den Medien „positiv PCR-Getestete“ heißen. Angaben wie „20.000 neue Coronafälle“ oder „Neuinfektionen“ sind falsch.“
[6] Siehe z.B. https://www.hna.de/kassel/kassel-corona-psychologin-maske-folgen-psyche-schaden-90007521.html
[7] Siehe z.B. https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/69/wr/pdfs/mm6936a5‑H.pdf. Das amerikanische CDC, vergleichbar mit dem RKI, bestätigt in dieser Studie, dass es mehr „Corona“ Infektionen bei Maskenträgern gibt!
[8] Siehe auch Kleine Anfrage des Abgeordneten Stephan Brander und der Fraktion AfD an den Deutschen Bundestag vom 28.09.2020: https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/228/1922871.pdf
[9] https://www.bote.ch/nachrichten/international/warnung-der-who-vor-corona-lockdowns;art46446,1274697 oder auch https://rp-online.de/panorama/coronavirus/corona-who-warnt-vor-negativen-folgen-kompletter-lockdowns_aid-54332403: „Angesichts der Folgen wie finanzielle Notlagen und Anstieg häuslicher Gewalt seien nationale Lockdowns die letzte Möglichkeit, sagt WHO-Regionaldirektor Hans Kluge.“
[10] https://2020news.de/wp-content/uploads/2020/12/Esfeld-Protestschreiben081220.pdf
Danke für den wichtigen Artikel. Das sollte viel bekannter werden! Sogar in der „Welt“ erschien ein sehr kritischer Artikel darüber.
https://www.welt.de/kultur/plus222264910/Angela-Merkel-und-das-Leopoldina-Desaster.html
Vor ein paar Tagen war der Artikel noch frei verfügbar, jetzt ist er plötzlich hinter einer Bezahlschranke verschwunden.
Warum schreiben Sie bei Prof. Dr. Wieler oder Jens Spahn die Ausbildung dazu, bei Prof. Dr. Esfeld aber nicht? Es drängt sich leider der Verdacht auf, dass Sie diese Leute durch die Nennung der Ausbildung diskreditieren wollen. Warum auch immer die Ausbildung, die eine Person vor 20 – 30 Jahren genossen hat, wichtiger ist als die Beruferfahrung der letzten 5 – 10 Jahre. Prof. Dr. Esfeld ist übrigens aktuell Professor für Wirtschaftsphilosophie. Warum nun die Aussage eines einzelnen Wirtschaftsphilosophen zu einem virologisch und epidemiologischen Thema wichtig ist, erschließt sich mir nicht.
Lieber Nachdenklicher Leser,
bei Prof. Dr. Esfeld waren sowohl sein akademischer Titel als auch seine wissenschaftliche Ausbildung bereits im ersten Absatz benannt. Eine Diskreditierung war ausdrücklich nicht in meinem Interesse und fand auch nicht statt. Die von Prof. Dr. Esfeld vorgetragene Kritik halte ich für erwähnenswert.
Herr Spahn hat nach meiner Kenntnis durch ein Fernstudium in Hagen den Masterabschluss für Politikwissenschaft erworben. Dieses Studium hat keinen Bezug zum Bereich des Gesundheitswesens. Eine wissenschaftliche Qualifikation im medizinischen / klinischen Bereich, die ihn für Entscheidungen über die Gesundheit vieler Millionen Menschen befähigen dürfte, ist für mich nicht ersichtlich. Noch nicht einmal zwei Jahre Tätigkeit als Gesundheitsminister sind nicht einmal mit einer „Ausbildung Learning by Doing“ vergleichbar. Eine Diskreditierung von Herrn Spahn ist damit nicht verbunden.