Fortsetzung von Teil 1. Zahlreiche Beiträge stellen die Entwicklung der so genannten „15-Minuten-Städte“ einen aktuellen Kontext zu Covid-19[1], [2], [3], [4], [5], [6], [7] (Kisuaheli: UVIKO-19[8]) her, so z. B. zu einer Verlagerung von Tätigkeiten ins Homeoffice und dem (angeblichen) Wunsch, öffentliche Verkehrsmittel zur Vermeidung möglicher Infektionen meiden zu wollen[9], [10]. Euronews bringt dies am deutlichsten auf den Punkt:
„Als die Coronavirus-Pandemie ausbrach, wurden Schulen und Büros geschlossen, der öffentliche Nahverkehr eingestellt. In manchen Regionen der Welt waren die Einwohner auf einen engen Bewegungsradius um ihre Häuser beschränkt.“ [11]
Covid-19 treibt bestehende Konzepte voran
Wurde hier möglicherweise eine bereits in Entwicklung befindliche Entwicklung durch Lockdowns, Reiseverbote und Pflicht zum Homeoffice gefördert? Euronews zufolge hätten Stadtplaner die jüngste Krise dazu genutzt, um ihre Chance für die Umsetzung des Konzepts zu nutzen. Auch sei man zu dem Schluss gekommen, dass es für viele Jobs wenig Sinn mache, erst eine Stunde zu einem entfernten Arbeitsplatz zu pendeln anstatt den eigenen Computer zu Hause zum Arbeiten zu nutzen[12].
Heise schrieb bereits 2020:
„Impulse in Richtung einer solchen infektionsresilienten 15-Minuten-Stadt könnte das Coronavirus derzeit selbst erzeugen – wenn Stadtentwickelnde die Chance nutzen: In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Zentren großer Städte in riesige Shoppingzonen verwandelt, die nach Ladenschluss verwaisen. Durch den coronabedingten Aufwind, den der Onlinehandel gerade erfährt, schließen Handelsriesen wie Karstadt oder Kaufhof inzwischen zahlreiche Standorte.“[13]
Auch ein Beitrag aus England stellt den Bezug von 15-Miniuten-Städten zur Coronakrise und zur Klimawandel-Agenda klar:
„The ‘decade of action’ required on climate change has begun with the COVID-19 pandemic. It has changed our world almost overnight. The pandemic has hurt us, and it has changed us. We must not allow it to hold us back: it is our responsibility to use this time of change to achieve our goals.“[14]
Hierzu die Übersetzung:
„Das „Jahrzehnt des Handelns“, das für den Klimawandel erforderlich ist, hat mit der COVID-19-Pandemie begonnen. Sie hat unsere Welt fast über Nacht verändert. Die Pandemie hat uns wehgetan, und sie hat uns verändert. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie uns zurückhält: Es liegt in unserer Verantwortung, diese Zeit des Wandels zu nutzen, um unsere Ziele zu erreichen.“
Ein kleines Zeitfenster, um globale Entwicklungen zu ändern?
Diese Formulierungen erinnern deutlich an das Zitat vom „rare but narrow window of opportunity“[15], [16] („seltenes, aber enges Zeitfenster“[17]), das Klaus Schwab vom World Economic Forum (WEF) gegeben hat. Dass es sich beim Great Reset (und seiner Verbindung zur Coronakrise) anders als von angeblichen Faktencheckern behauptet, um keine Verschwörungstheorie handelt[18], zeigt das WEF deutlich, wenn es selbst diesen Begriff für seine Website benutzt und von einer zeitlich befristeten Chance spricht[19].
Klimalockdowns als nächste Stufe?
Berücksichtigt man, dass gerade in China[20] und Vietnam[21] ganze Städte oder Stadtteile während der Coronakrise durch Lockdown von der Außenwelt abgeschnitten wurden, so könnte man für die Zukunft auch auf den Gedanken kommen, dass so genannte „Klimalockdowns“[22], [23], [24] das Konzept der 15-Minuten-Städte weiter befördern könnten. So wird etwa auf der offiziellen Website für Oxford von einem beschlossenen Klimanotstand für 2019 gesprochen:
„In January 2019, Oxford City Council members unanimously declared a climate emergency and agreed to create a citizens assembly in Oxford to help consider new carbon targets and additional measures to reduce emissions. In April, Members set a vision to reduce the City Council’s own emissions to net zero by 2030 at the latest.“ [25]
Auf Deutsch heißt dies:
„Im Januar 2019 riefen die Mitglieder des Stadtrats von Oxford einstimmig den Klimanotstand aus und beschlossen, eine Bürgerversammlung in Oxford einzurichten, um neue Kohlenstoffziele und zusätzliche Maßnahmen zur Emissionsreduzierung zu prüfen. Im April legten die Mitglieder die Vision fest, die eigenen Emissionen des Stadtrats bis spätestens 2030 auf netto null zu reduzieren.“
Seit dem 23. Januar 2021 wird die Idee einer 15-Minuten-Stadt auch in Paris / Frankreich getestet. Dabei sollen die Schulen den Mittelpunkt der „Städte“ (besser: Stadtviertel) sein. Die Schulen sollten außerhalb der Schulzeiten Sport‑, Spiel- und Kulturangebote unterbreiten. Die dazu führenden Straßen sollten zu belebten Fußgängerzonen werden. Weiter plane man dort spezielle Angebote für eine Betreuung von Kindern, während z. B. deren Eltern Sport treiben wollen[26].
Oxford setzt auf Verkehrsfilter
In der jüngsten Zeit erregten vor allem die Pläne für die geplante 15-Minuten-Stadt in Oxford / England größere Aufmerksamkeit. Dort wurde am 29.11.2022 ein Versuch genehmigt, der die Stadt ab 2024 mit insgesamt sechs Verkehrsfiltern (traffic filters) in eine 15-Minuten-Stadt verwandeln soll. Im Rahmen einer Petition seien insbesondere Bedenken hinsichtlich der geplanten Verkehrsfilter geäußert worden. Die meisten dieser Filter sollen die ganze Woche über von 07:00 Uhr morgens bis um 19:00 Uhr abends im Einsatz sein[27].
Der Schritt von Verkehrsfiltern zu stationären Wallanlagen nach dem Vorbild der Berliner Mauer muss kein weiter Weg sein wie die Umsetzung vieler bislang als unvorstellbar geltender Maßnahmen seit 2020 gezeigt hat. Mehr zu den für Oxford geplanten Verkehrsfiltern finden Sie im folgenden Teil der Serie.
Teil 3 folgt in Kürze.
[1] „Grüne und blühende Nachbarschaften: Ein Weg zu Netto-Null, mit der „15-Minuten-Stadt“ auf „c40knowledgehub.org“. Aufzurufen unter https://www.c40knowledgehub.org/s/article/Green-and-Thriving-Neighbourhoods-A-pathway-to-net-zero-featuring-the-15-minute-city?language=en_US&utm_campaign=Spotlight%20On%3A%20Renewable%20Energy%20Transition&utm_medium=KH%20newsletter&utm_source=KH%20newsletter, zuletzt aufgerufen am 14.01.2023: „Der Wunsch nach lebenswerteren, bürgernahen Städten wurde durch die Covid-19-Krise noch verstärkt und hat das Interesse an der „15-Minuten-Stadt“ wachsen lassen.“
[2] „Paris ville du quart d’heure, ou le pari de la proximité“ auf „paris.fr“ vom 23.05.2022. Aufzurufen unter https://www.paris.fr/dossiers/paris-ville-du-quart-d-heure-ou-le-pari-de-la-proximite-37, zuletzt aufgerufen am 14.01.2023: „De fait, avec l’épidémie de Covid ‑19, les Parisiens ont dû limiter leurs déplacements. D’où l’impérieux besoin de trouver près de chez soi les besoins « vitaux » et de limiter les risques de contamination propres aux transports et lieux publics.“
[3] Ní Chúláin, Aisling & Davlashyan, Naira „Wie sieht das Leben aus in einer 15-Minuten-Stadt?“ auf „de.euronews.com“ vom 17.09.2021. Aufzrufen unter https://de.euronews.com/next/2021/09/17/wie-sieht-das-leben-aus-in-einer-15-minuten-stadt, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[4] Boeing, Niels „Mobilitätswende und Pandemie: Forscher wollen die „15-Minuten-Stadt““ auf „heise.de“ vom 29.12.12.2020 im 10:00 Uhr. Aufzurufen unter https://www.heise.de/news/Forscher-wollen-die-15-Minuten-Stadt-4995742.html, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[5] „Hamburg auf dem Weg zur 15-Minuten-Stadt. Der perfekte Mobilitätsmix mit hvv switch“ auf „hamburg-tourism.de“. Aufzurufen unter https://www.hamburg-tourism.de/magazin/hamburg-auf-dem-weg-zur-15-minuten-stadt/, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[6] „Oxfordshire County Council 2020 Climate Action Framework“ auf „oxfordshire.gov.uk“. Aufzurufen unter https://www.oxfordshire.gov.uk/sites/default/files/file/about-council/OCC_Climate_Action_Framework2020.pdf, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[7] „Megatrend Urbanisierung“ auf „zukunftsinstitut.de“. Aufzurufen unter https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrend-urbanisierung/, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[8] Siehe z. B. Medza, Maureen „Jiji janja “15 minute City” auf „mwanzotv.com“ vom 24.11.2021. Aufzurufen unter https://mwanzotv.com/2021/11/24/jiji-janja-15-minute-city/, zuletzt aufgerufen am 14.01.2023: „
Wazo la kuwepo kwa “15 minute city” ambapo wakaazi wote wanaweza kufikia sehemu zao kazi na maeneo ya burudani ndani ya robo saa kwa kutembea au kuendesha baiskeli kutoka majumbani mwao limepata msukumo mkubwa kati ya wapangaji wa miji wakati wa janga la UVIKO-19.“
[9] Siehe z. B. Medza, Maureen „Jiji janja “15 minute City” auf „mwanzotv.com“ vom 24.11.2021. Aufzurufen unter https://mwanzotv.com/2021/11/24/jiji-janja-15-minute-city/, zuletzt aufgerufen am 14.01.2023: „Wazo la kuwepo kwa “15 minute city” ambapo wakaazi wote wanaweza kufikia sehemu zao kazi na maeneo ya burudani ndani ya robo saa kwa kutembea au kuendesha baiskeli kutoka majumbani mwao limepata msukumo mkubwa kati ya wapangaji wa miji wakati wa janga la UVIKO-19.“
[10] Boeing, Niels „Mobilitätswende und Pandemie: Forscher wollen die „15-Minuten-Stadt““ auf „heise.de“ vom 29.12.12.2020 im 10:00 Uhr. Aufzurufen unter https://www.heise.de/news/Forscher-wollen-die-15-Minuten-Stadt-4995742.html, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[11] Ní Chúláin, Aisling & Davlashyan, Naira „Wie sieht das Leben aus in einer 15-Minuten-Stadt?“ auf „de.euronews.com“ vom 17.09.2021. Aufzrufen unter https://de.euronews.com/next/2021/09/17/wie-sieht-das-leben-aus-in-einer-15-minuten-stadt, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[12] Ní Chúláin, Aisling & Davlashyan, Naira „Wie sieht das Leben aus in einer 15-Minuten-Stadt?“ auf „de.euronews.com“ vom 17.09.2021. Aufzrufen unter https://de.euronews.com/next/2021/09/17/wie-sieht-das-leben-aus-in-einer-15-minuten-stadt, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[13] Boeing, Niels „Mobilitätswende und Pandemie: Forscher wollen die „15-Minuten-Stadt““ auf „heise.de“ vom 29.12.12.2020 im 10:00 Uhr. Aufzurufen unter https://www.heise.de/news/Forscher-wollen-die-15-Minuten-Stadt-4995742.html, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[14] „Oxfordshire County Council 2020 Climate Action Framework“ auf „oxfordshire.gov.uk“, S. 2. Aufzurufen unter https://www.oxfordshire.gov.uk/sites/default/files/file/about-council/OCC_Climate_Action_Framework2020.pdf, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[15] „The Great Reset“ auf „weforum.org“. Aufzurufen unter https://www.weforum.org/focus/the-great-reset, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[16] Schwab, Klaus und Malleret, Thierry „Covid-19: The Great Reset”. Cologny (Forum Publishing), 2020, Edition 1.0, S. 172
[17] Schwab, Klaus und Malleret, Thierry „Covid-19: Der Grosse Umbruch“ Cologny (Forum Publishing), 2020, Fassung 1.0, S. 292
[18] Siehe z. B. Klühspies, Anna und Kagermeier, Elisabeth „#Faktenfuchs: Die Verschwörungstheorie zu „The Great Reset““ auf „br.de“ vom 21.05.2021 um 14:44 Uhr. Aufzurufen unter https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/faktenfuchs-die-verschwoerungstheorie-the-great-reset,SY2OK1r, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023: „Auch der Kopp-Verlag, der laut eigener Aussage auf unbequeme Wahrheiten und unterdrückte Informationen hinweist, verlegt ein Buch des Autors Peter Orzechowski, das die Verschwörungstheorie des „Great Reset“ verbreitet. In „Durch Corona in die neue Weltordnung“ heißt es im Klappentext: „Politik und Medien wollen uns glauben machen, die Bedrohung sei ein Virus. Sie nennen es Covid-19. Aber dieses Virus dient einer global operierenden Élite nur als Vorwand, unser Zusammenleben komplett neu zu ordnen.“ Die Élite würde daran arbeiten, die Grundbausteine der Gesellschaft zu zerstören: die Familie, das Vertrauen in Recht und Gesetz und vor allem die Freiheit. Als Neue Weltordnung wird in verschiedenen Verschwörungstheorien das angebliche Ziel von Eliten und Geheimgesellschaften bezeichnet, eine autoritäre, supranationale Weltregierung zu errichten.“
[19] „The Great Reset“ auf „weforum.org“. Aufzurufen unter https://www.weforum.org/focus/the-great-reset, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[20] Siehe z. B. „Neue Lockdown-Welle in China“ auf „tagesschau.de“ vom 27.10.2022 um 10:14 Uhr. Aufzurufen unter https://www.tagesschau.de/ausland/asien/china-corona-lockdown-101.html, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[21] Siehe z. B. reuters „Der Soldat bringt das Mittagessen“ auf „taz.de“ vom 26.08.2021 um 18:15 Uhr. Aufzurufen unter https://taz.de/Corona-in-Vietnam/!5791622/, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[22] Vgl. z. B. Nova, Jo „Kommen die Klima-Lockdowns? Sie werden in Ihrem Vorort verfolgt und glücklich darüber sein!“ auf „eike-klima-energie.eu“ vom 18.12.2022. Aufzurufen unter https://eike-klima-energie.eu/2022/12/18/kommen-die-klima-lockdowns-sie-werden-in-ihrem-vorort-verfolgt-und-gluecklich-darueber-sein/?print=pdf, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[23] Birks, Darren „Oxfordshire County Council Pass Climate Lockdown ‚trial‘ to Begin in 2024” auf „visionnews.online” vom 30.11.2022. Aufzurufen unter https://www.visionnews.online/post/oxfordshire-county-council-pass-climate-lockdown-trial-to-begin-in-2024, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[24] Vgl. Robert, Malcolm „There is nothing ‘smart’ about surveillance cities” auf „reignitedemocracyaustralia.com.au” vom 14.12.2022 um 09:22 Uhr. Aufzurufen unter https://www.reignitedemocracyaustralia.com.au/surveillance/, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[25] „Oxford City Council Oxford Citizens Assembly on Climate Change“ auf „oxford.gov.uk“. Aufzurufen unter https://www.oxford.gov.uk/info/20011/environment/1343/oxford_citizens_assembly_on_climate_change, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.
[26] „Paris ville du quart d’heure, ou le pari de la proximité“ auf „paris.fr“ vom 23.05.2022. Aufzurufen unter https://www.paris.fr/dossiers/paris-ville-du-quart-d-heure-ou-le-pari-de-la-proximite-37, zuletzt aufgerufen am 14.01.2023.
[27] „Oxfordshire County Council approves £6.5m traffic filter scheme” auf „bbc.com” vom 29.11.2022. Aufzurufen unter https://www.bbc.com/news/uk-england-oxfordshire-63794200, zuletzt aufgerufen am 15.01.2023.