Min­dest­de­ckung unver­än­dert seit 1975

Ver­folgt man die Dis­kus­sio­nen zur Reform des Jagd­rechts, so gibt es seit vie­len Jah­ren ver­schie­de­ne Streit­punk­te. Dazu gehö­ren eine bun­des­ein­heit­lich anspruchs­vol­le­re Jäger­aus­bil­dung und ‑prü­fung, ein bun­des­weit ein­heit­li­cher Schieß­übungs­nach­weis, neue Anfor­de­run­gen an die zur Jagd­aus­übung ein­ge­setz­te – zukünf­tig blei­freie? – Muni­ti­on [1],[2] sowie eine Erhö­hung der Pflicht­ab­si­che­rung.

Min­dest­ab­si­che­rung nicht zu niedrig

1975 dis­ku­tier­te man im Deut­schen Bun­des­tag über den „Ent­wurf eines Zwei­ten Geset­zes zur Ände­rung des Bun­des­jagd­ge­set­zes“ vom 06.11.1975.  Anla­ge 2 davon ent­hielt die fol­gen­de Stel­lung­nah­me des Bundestages:

„7. Num­mer 6 (§ 17)

[…]

b) In Absatz 1 sind in Num­mer 4 die Zah­len „500 000″ und „50 000″ durch die Zah­len „1 000 000″ und „100 000″ zu ersetzen.

Begrün­dung

Um den Ersatz etwa­iger Schä­den mög­lichst weit­ge­hend sicher­zu­stel­len, sind die Min­dest­ver­si­che­rungs­be­trä­ge auf kei­nen Fall zu nied­rig anzu­set­zen. Die Erhö­hung dürf­te sich nur unwe­sent­lich auf die Ver­si­che­rungs­bei­trä­ge aus­wir­ken.“[3]

1 DM 1975 = 1,95583 Euro

Die zuvor bestehen­de Min­dest­de­ckungs­sum­me von 500.000 DM für Per­so­nen- sowie 50.000 DM für Sach­schä­den soll­te also auf 1.000.000 DM bzw. 100.000 DM ange­passt wer­den. Dies ent­spricht den noch heu­te in § 17 Bun­des­jagd­ge­setz für die Jagd­haft­pflicht­ver­si­che­rung gel­ten­den Deckungs­sum­men von 500.000 Euro für Per­so­nen- sowie 50.000 Euro für Sachschäden.

© 2021 Cri­ti­cal News — Hof­fent­lich wur­de nie­mand verletzt

„Dafür erhielt der Minis­ter star­ken Bei­fall der Dele­gier­ten des Lan­des­jagd­ver­ban­des Bay­ern, die am 21. April in Amberg zu ihrer Jah­res­ta­gung zusam­men­ge­kom­men waren. See­ho­fer befürch­tet, dass mit einer begin­nen­den Jagd­ge­setz­dis­kus­si­on „Jäger zu Gejag­ten“ wür­den und warn­te davor, in eine Reform­de­bat­te ein­zu­stei­gen.“[4]

Feh­len­der Reformwille?

Auch im Juni 2016 war es See­ho­fer, der eine ent­spre­chen­de Novel­le in letz­ter Sekun­de zu kip­pen vermochte.:

„Der baye­ri­sche Minis­ter­prä­si­dent Horst See­ho­fer hat über­ra­schend sein Veto gegen die geplan­te gro­ße Novel­le des Bun­des­jagd­ge­set­zes ein­ge­legt und tritt damit die Grund­sät­ze der par­la­men­ta­ri­schen Arbeit mit Füßen. In einem mehr­jäh­ri­gen wis­sens­ba­sier­ten Pro­zess wur­den die Grund­la­gen die­ser Novel­le erar­bei­tet, die von den Koali­ti­ons­part­nern CDU, CSU und SPD noch vor der Som­mer­pau­se in den Bun­des­tag ein­ge­bracht wer­den soll­te.“[5]

500.000 Euro heu­te ca. 181.000 Euro

Fak­tisch besteht also noch heu­te eine unver­än­dert nied­ri­ge Pflicht­ab­si­che­rung in der Höhe von 1975. Allein durch die Infla­ti­on bedeu­tet dies eine Redu­zie­rung der damals ver­ab­schie­de­ten Absi­che­rung um deut­lich über 60 Pro­zent.[6]

Wer sich als Jäger dar­auf ver­lässt, dass die gesetz­lich in § 114 Abs. 1 Ver­si­che­rungs­ver­trags­ge­setz (VVG) sowie § 17 Bun­des­jagd­ge­setz (BJagdG ) defi­nier­te Pflicht­ab­si­che­rung aus­rei­chend sei, han­delt sehr nach­läs­sig, da Scha­den­er­satz­an­sprü­che Drit­ter leicht die Sum­me der gesetz­li­chen Min­dest­de­ckung über­schrei­ten können.

Neue Reform wie­der nur lee­re Luft?

Ver­ant­wor­tungs­be­wuss­te Jäger soll­ten daher auf einen leis­tungs­star­ken Ver­si­che­rungs­schutz set­zen, der sich neben einer mög­lichst hohen Deckungs­sum­me auch durch bedin­gungs­sei­ti­ge Leis­tun­gen auszeichnet.

Für Som­mer 2021 wur­de erneut eine Reform des Bun­des­jagd­ge­set­zes ange­kün­digt. Dann soll die Deckungs­sum­me nach § 17 auf 5 Mil­lio­nen Euro ange­passt wer­den. Da das Jagd­jahr stets am 01.04. beginnt, soll­ten Jäger vor­sichts­hal­ber schon heu­te eine aus­rei­chend hohe Absi­che­rung ver­ein­ba­ren anstatt sich auf eine im Raum ste­hen­de Über­gangs­re­ge­lung[7] zu ver­las­sen. Wer möch­te schon wäh­rend der Ver­trags­lauf­zeit an eine Kon­takt­auf­nah­me mit der zustän­di­gen Jagd­be­hör­de den­ken, um wirk­sa­men Ver­si­che­rungs­schutz zu genießen?


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Hier­zu eini­ge Beispiele:

Arbeits­ge­mein­schaft Baden-Würt­tem­ber­gi­scher Jagd­schein­in­ha­ber (Richard Gal­li­on GmbH), Stand 05.2019
15 Mio. Euro Deckungs­sum­me pau­schal für Personen‑, Sach- und Ver­mö­gens­schä­den
Deut­sche Jagd Finanz mit Risi­ko­trä­ger GVO, Stand 02.2019
6, 10 und 15 Mio. Euro Deckungs­sum­me pau­schal für Personen‑, Sach- und Ver­mö­gens­schä­den
Gotha­er, Stand 04.2019
6, 15 und 20 Mio. Euro Deckungs­sum­me pau­schal für Personen‑, Sach- und Ver­mö­gens­schä­den
Inter, Stand 11.2016
10 Mio. Euro Deckungs­sum­me pau­schal für Per­so­nen- und Sach- sowie 1 Mio. Euro für Ver­mö­gens­schä­den
Lan­des­jagd­ver­band Baden-Würt­tem­berg mit Risi­ko­trä­ger Gotha­er, Stand 04.2015
6 und 15 Mio. Euro Deckungs­sum­me pau­schal für Personen‑, Sach- und Ver­mö­gens­schä­den
VGH, Stand 04.2019
7,5 und 15 Mio. Euro Deckungs­sum­me pau­schal für Personen‑, Sach- und Vermögensschäden


[1] Sie­he z.B. Bun­des­rat „Gesetz­ent­wurf der Bun­des­re­gie­rung. Ent­wurf eines Ers­ten Geset­zes zur Ände­rung des Bun­des­jagd­ge­set­zes, des Bun­des­na­tur­schutz­ge­set­zes und des Waf­fen­ge­set­zes“ in „Bun­des­rat Druck­sa­che 680/20“ vom 06.11.2020, S. 2. Down­load unter https://​www​.bun​des​rat​.de/​S​h​a​r​e​d​D​o​c​s​/​d​r​u​c​k​s​a​c​h​e​n​/​2​0​2​0​/​0​601 – 0700/680 – 20.pdf?__blob=publicationFile&v=1, zuletzt auf­ge­ru­fen am 14.01.2021 um 20:28 Uhr

[2] DJV „See­ho­fer tor­pe­diert gro­ße Novel­le des Bun­des­jagd­ge­set­zes“ in „jagd​ver​band​.de“ vom 24.06.2016. Auf­zu­ru­fen unter https://​www​.jagd​ver​band​.de/​s​e​e​h​o​f​e​r​-​t​o​r​p​e​d​i​e​r​t​-​g​r​o​s​s​e​-​n​o​v​e​l​l​e​-​d​e​s​-​b​u​n​d​e​s​j​a​g​d​g​e​s​e​t​zes, zuletzt auf­ge­ru­fen am 14.01.2021 um19:09 Uhr

[3] „Deut­scher Bun­des­tag, 7. Wahl­pe­ri­ode: „Gesetz­ent­wurf der Bun­des­re­gie­rung. Ent­wurf eines Zwei­ten Geset­zes zur Ände­rung des Bun­des­jagd­ge­set­zes“ In: „Druck­sa­che 7/4285“ vom 06.11.1975, Sach­ge­biet 792, Sei­te 19, Anla­ge 2, 7. Num­mer 6 (§ 17). Down­load unter http://​dipbt​.bun​des​tag​.de/​d​o​c​/​b​t​d​/​0​7​/​0​4​2​/​0​7​0​4​2​8​5​.​pdf, zuletzt auf­ge­ru­fen am 14.01.2021 um 18:48 Uhr.

[4]Bun­des­jagd­ge­setz wird nicht novel­liert“ in „wild​und​hund​.de“ vom 24.04.2007. Auf­zu­ru­fen unter https://​wild​und​hund​.de/​b​u​n​d​e​s​j​a​g​d​g​e​s​e​t​z​-​w​i​r​d​-​n​i​c​h​t​-​n​o​v​e​l​l​i​e​r​t​-​5​7​05/, zuletzt auf­ge­ru­fen am 14.01.2021 um 19:05 Uhr.

[5] DJV „See­ho­fer tor­pe­diert gro­ße Novel­le des Bun­des­jagd­ge­set­zes“ in „jagd​ver​band​.de“ vom 24.06.2016. Auf­zu­ru­fen unter https://​www​.jagd​ver​band​.de/​s​e​e​h​o​f​e​r​-​t​o​r​p​e​d​i​e​r​t​-​g​r​o​s​s​e​-​n​o​v​e​l​l​e​-​d​e​s​-​b​u​n​d​e​s​j​a​g​d​g​e​s​e​t​zes, zuletzt auf­ge­ru­fen am 14.01.2021 um19:09 Uhr

[6] „Infla­ti­ons­rech­ner“ bei „Finan​zen​-Rech​ner​.net“. Auf­zu­ru­fen unter https://​www​.finan​zen​-rech​ner​.net/​i​n​f​l​a​t​i​o​n​s​r​e​c​h​n​e​r​.​php, zuletzt auf­ge­ru­fen am 14.01.2021 um 19:56 Uhr.

[7] Mat­thi­as Kru­se „Jagd­haft­pflicht­ver­si­che­rung 2021/22. Bei 5 Mio. gehts los“ in „Rhei­nisch-West­fä­li­scher Jäger 12/2020“, S. 6

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